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Pankow: Kein Smiley für die Ekelwirte

Jetzt wird es eng für Schmuddellokale: Pankow veröffentlicht Restaurants mit gravierenden Verstößen und Mängeln in einer Negativliste.

„Alles sauber. Also rein“, lautet die Aufschrift auf dem Smiley-Aufkleber, den das Lebensmittelaufsichtsamt Pankow an Restaurants vergibt, die bei einer Kontrolle gut abgeschnitten haben. Verstößt ein Betrieb jedoch wiederholt gegen die Auflagen des Amtes, wird sein Name samt der Mängel jetzt auf einer Negativliste veröffentlicht.

„In 42 Läden und Restaurants haben wir gravierende Mängel festgestellt“, sagt Verbraucherschutz-Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Das Amt sei erstaunt, welchen Effekt die angedrohte Veröffentlichung vorab gehabt habe. Jeder zweite Laden habe die Mängel unverzüglich beseitigt. „Das, was wir jahrelang unter Androhung von Bußgeld versucht haben, funktioniert plötzlich“, stellt Kirchner zufrieden fest. Auf der Liste stünden nur die unbelehrbaren Lokale und Läden.

Verkeimte Küchengeräte, Rattenbefall, dreckige Wände, defekte Kühlgeräte, überlagerte Lebensmittel: Mit der Veröffentlichung wolle man die Betriebe nicht an den Pranger stellen, sondern dafür sorgen, dass die Standards eingehalten werden. „Die Läden kommen von der Liste, wenn sie die Mängel beseitigt haben“, sagt Kirchner.

Im Abstand von einem halben bis zwei Jahren würden in Pankow bereits jetzt die 7000 Lebensmittelbetriebe und 2500 gastronomischen Einrichtungen von zwölf Kontrolleuren untersucht. „Nun aber dürfen wir unsere Ergebnisse veröffentlichen. Die Neuregelung des Verbraucherinformationsgesetzes vom Mai 2008 macht es möglich.“

Thomas Lengfelder, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Berlin, sieht in dem Pilotprojekt keinen Sinn: „Wenn sie eine dreckige Kneipe haben und die im Internet veröffentlicht ist, fragt sich der Verbraucher doch, warum sie nicht geschlossen wurde.“ Zudem seien Ämter nicht dafür da, Listen zu veröffentlichen, sondern sollten für saubere Läden sorgen. „Als Betrieb ist es absolut schädlich, auf so einer Liste zu stehen, und die Frage ist, ob es in den Bezirken überhaupt die Kapazitäten für eine sofortige Nachkontrolle gibt, damit sie wieder von der Liste kommen.“

Unter den Gastronomiebetreibern herrscht schon vor der Veröffentlichung der Liste große Aufregung. „Mein Chef weiß nichts von einem Eintrag“, sagt Sahib Mohammed, Mitarbeiter vom Café „Houdini“, das angeblich auf der Liste steht. Er selbst habe aus den Medien davon erfahren. Das afrikanische Restaurant „Massai“ soll unter anderem wegen Rattenbefalls auf der Liste stehen. „Dabei hat das ganz andere Gründe“, sagt Stadtrat Kirchner. Diese Verunsicherung habe das Amt eigentlich vermeiden wollen. „Fest steht aber, dass wir alle Läden, die es betrifft, von ihrem Eintrag informiert haben.“ Ab Montag sei die Liste dann offiziell. „Dann können sich die Besitzer bei uns melden.“

Die Liste ist ab Montag unter www.berlin.de/pankow einsehbar.

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