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Berlin: Pannenserie: U-Bahn wird zum Bummelzug

BERLIN .Eine beispiellose Pannenserie verärgert seit Tagen die Fahrgäste auf der U-Bahn-Linie 2.

BERLIN .Eine beispiellose Pannenserie verärgert seit Tagen die Fahrgäste auf der U-Bahn-Linie 2.Gestern gab es den - bisherigen - Höhepunkt.Verspätungen von 10 Minuten waren bis in den Abend Standard, viele Züge fielen wegen diverser Schäden ganz aus.Besonders auf Umsteigebahnhöfen gab es tumultartige Szenen im Gedränge."Es kam so ziemlich alles an Problemen zusammen, was denkbar ist", hieß es in der BVG-Leitstelle.Ersatzzüge gibt es nicht mehr - denn die BVG muß sparen.Defekte Weichen und gestörte Signale bremsten den Betrieb zusätzlich.

In der U-Bahn erleben die Berliner jetzt, was es heißt, daß die BVG kein Geld mehr in der Kasse hat.Der Senat hatte den Landeszuschuß in den vergangenen Jahren immer weiter gesenkt, auch gegen bestehende Verträge.Wenn früher ein Zug wegen eines Schadens ausfiel oder ein Fahrer plötzlich krank wurde, stand Ersatz parat - heute nicht mehr.Die Reservezüge seien "bewußt ausgemustert" worden, bestätigt BVG-Sprecherin Mansfield, dazu komme ein extrem hoher Krankenstand.Ohnehin hatten mehr Fahrer als erwartet in den vergangenen Jahren die Goldene-Handschlag-Regelung genutzt und den Betrieb verlassen.

Vieles kommt also auf der U 2 zusammen: Da sie viermal zwischen Hochbahn und Untergrund wechselt, gibt es Probleme mit der Kälte; auf dieser Ost-West-Strecke fahren die weitaus störanfälligeren "Gisela"-Modelle aus früherer Ostproduktion mit ihren klemmenden Türen.Aber auch ältere Fahrzeuge der West-BVG haben bei diesem Wetter Probleme mit den Bremsen."Wagenmangel nach Zugschaden", vermerkt die Leitstelle dann.Gestern machten eine Signalstörung im Bahnhof Klosterstraße und eine klemmende Weiche am Gleisdreieck das Durcheinander perfekt.

Zudem gibt es sechs sogenannte Langsamfahrstellen auf der U 2, an denen die Züge stark abbremsen müssen.Fahrgäste erkennen dies an der Schleichfahrt.So gilt am Bahnhof Zoo und zwischen Rosa-Luxemburg-Platz und Alexanderplatz Tempo 15.Die übliche Höchstgeschwindigkeit ist 60.Unter diesen Bedingungen wird der Fahrplan Makulatur."Es war wirklich die reine Katastrophe", hieß es in der Leitstelle.Und von dort kommen finstere Aussichten: "Das wird nicht besser - das wird immer schlechter.Die Leute merken nicht, daß Nahverkehr nun einmal Geld kostet." Zudem sei die U 2 nicht die einzige Chaos-Linie."Auf der U 7 meckert nur deshalb keiner mehr, weil die immer unpünktlich ist."

JÖRN HASSELMANN

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