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Berlin: Papier aus der Eisfabrik

Pop-up-Läden sind aufregend: Nur für kurze Zeit verkaufen zwei Schwestern in Neukölln edle Schreibwaren. Denn in zwei Wochen gibt es dort wieder Süßes.

Es war wie eines dieser Dinge, die erst im Nachhinein so klar erscheinen. „Dann war es wie eins und eins zusammenzählen“, sagt Chrish Klose. In den Jahren, in denen sie und ihre Schwester jede für sich arbeiteten, Jenny als Buchbinderin und Chrish als Grafikdesignerin, dachte noch keine von der beiden an eine Zusammenarbeit. Doch seit eineinhalb Jahren ist alles anders – und besser.

Seit eineinhalb Jahren haben Chrish, 37, und Jenny Klose, 35, eine gemeinsame Werkstatt in Kreuzberg. Dort stellen sie die Papeterie-Produkte ihres Labels „Wednesday Paper Works“ her. Es gibt Grußkarten, Rezeptbücher, Siebdrucke, Notizhefte – Chrish gestaltet, Jenny setzt die Ideen um. Zu kaufen gibt es die Produkte im Online-Shop und bundesweit in etwa 150 Läden, demnächst sogar in New York und in Oslo. Kurz vor Weihnachten erfüllten sich die Schwestern den Traum vom eigenen Laden und zogen in die Räume einer über den Winter geschlossenen Eisdiele in Neukölln. Dort gibt es nun Papier, bis die Leute wieder Eis essen wollen.

Die beiden sind ein perfektes Team. Chrish träumt als Designerin, Jenny holt sie mit ihren handwerklichen Kenntnissen zurück auf den Boden. „Am Anfang wollte Chrish immer hier noch eine Schraube und dort eine Klappe“, sagt Jenny. Heute sagt sie ihrer Schwester was machbar ist, damit die Produkte bezahlbar bleiben. So haben sie ein schlichtes Design mit klaren Formen entwickelt, mit viel Liebe zum Handwerk.

Die findet sich auch in der Einrichtung ihres Ladens auf Zeit in der Weserstraße 6 in Neukölln: Zur Beleuchtung hängen etliche Glühbirnen an schwarzen Kabeln von der Decke, die Produkte stehen in übereinandergestapelten hölzernen Transportkisten auf dem Boden und an den Wänden. Im Eck kümmert ein winziger Christbaum vor sich hin – auf das Weihnachtsgeschäft hatten die beiden ihren Fokus gelegt. Seit dem neuen Jahr öffnet Wednesday Paper Works, passend zum Namen, nur noch mittwochs. Der Mittwoch ist ein besonderer Tag für die Schwestern mit irischer Abstammung. „Auf Englisch nennt man den Mittwoch auch Hump Day“, sagt Jenny. Ein Hügeltag, an dem man zwar arbeitet, doch das Ende der Woche naht.

Überhaupt ist der Alltag ihr Vorbild. Der Bestseller ist ein Babyjournal, ein Buch zum Dokumentieren des ersten Lebensjahrs eines Babys, mit Fragen wie „Wie war das Wetter am Tag der Geburt“, „Was waren die Schlagzeilen in den Zeitungen“, „Wer war Kanzler/in?“ Die Idee kam Chrish, weil sie selbst ihr erstes Kind erwartete, aber kein geeignetes Babyjournal fand. „Die meisten waren mir zu kitschig“, sagt sie.

Ihre Ideen kommen gut an, das wissen sie spätestens jetzt, durch die Zeit im eigenen Laden: Das direkte Feedback sei am schönsten gewesen. „Es ist wie wenn man ein Kind in die Welt entlässt und sich fragt: Was wird aus ihm werden? Jetzt wissen wir: Es sieht gut aus und es hat Freunde“, sagt Chrish. Zum Ende dieses Jahres werden die Schwestern auf jeden Fall wieder vorübergehend einen Laden beziehen. Franziska Felber

Der Laden hat noch zweimal geöffnet: am Mittwoch, 13. Februar, 15 bis 20 Uhr. Am 20. Februar gibt es ein Abschlussfest mit reduzierten Preisen, 15 bis 21 Uhr. Weserstr. 6, Neukölln, www.wednesday-paper-works.com

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