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Papst-Besuch: Ein Segen für Berlin

Die Bischofskonferenz kündigt einen Papstbesuch in Deutschland für 2010 an – auch in Berlin wird Benedikt XVI. erwartet. Sein Vorgänger wurde mit Pfiffen empfangen.

Es klingt nach mehr als nur nach einem frommen Wunsch. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat am Freitag erklärt, er „gehe davon aus, dass es im nächsten Jahr einen Besuch des Heiligen Vaters in Deutschland geben wird“ – darunter auch einen Besuch in Berlin anlässlich der Feiern zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit.

Solange es keine offiziellen Einladungen gibt, will Stefan Förner, Sprecher des Berliner Erzbistums, diese Nachricht nicht kommentieren. So viel aber sagt er: „Es wäre gut, notwendig, sinnvoll und folgerichtig, wenn Benedikt nach Berlin käme.“ Der Staatsbesuch hätte zudem große politische Bedeutung. Im Alleingang könnten die Berliner Katholiken die Visite allerdings nicht organisieren. „Da müssten wir mit der Deutschen Bischofskonferenz zusammenarbeiten.“ Natürlich habe die aktuelle Debatte um die politische und interreligiöse Sensibilität des Papstes unter den Katholiken „Verunsicherung“ hervorgerufen. Ob sich diese Irritation in einer Zunahme der Kirchenaustritte widerspiegelt, konnte Förner aber gestern nicht sagen. Der Austritt von Kirchenmitgliedern erfolge über die Amtsgerichte, „bis die uns das weitermelden, vergehen Wochen, wenn nicht Monate“.

Trotz aller Kritik sei Berlin aber eine gastfreundliche Stadt. „Viele Menschen hier würden dem Papst zuhören, auch wenn sie ihn nicht als ihren Oberhirten ansehen.“ Auch im Moabiter Dominikanerkloster Sankt Paulus sähe man es „positiv“, wenn Benedikt 2010 käme. „Bis dahin wird sich vieles wieder beruhigt haben. Es hat einige Missverständnisse gegeben“, sagt ein Pater.

Das letzte Mal war Papst Benedikt im September 2006 in Deutschland, in seiner bayerischen Heimat kam er mit seinem Bruder Georg zusammen. Zuvor war er im Sommer 2005 Stargast auf dem Kölner Weltjugendtag. In der Hauptstadt war Benedikt noch nie, allerdings kennt er Berlin aus seinem früheren Leben als Kardinal Joseph Ratzinger. Zuletzt hielt der damalige Präfekt der Römischen Glaubenskongregation im November 2000 einen Vortrag in der bayerischen Landesvertretung.

Auch beim Berlin-Besuch Johannes Pauls II. am 23. Juni 1996 war Ratzinger dabei. Der damalige Papst predigte vor gut 90 000 Menschen im Olympiastadion. Am Brandenburger Tor würdigte Johannes, wiederum vor zehntausenden Zuhörern, die deutsche Wiedervereinigung. Jubelnde Anhänger sangen auf der Ostseite des Tors Hallelujas, auf der Westseite protestierten pfeifende Kritiker gegen sexuelle Restriktion, Kondomverbot und Frauenunterdrückung. Zwei Farbeier flogen auf das Papamobil, eine nackte, zuvor von Homo-Gruppen zur Gegenpäpstin „Joy Anna“ gekürte schwarze Lesbe wurde von Polizisten weggetragen. 33 Störer wurden vorübergehend festgenommen, Bundeskanzler Helmut Kohl sagte später, er habe sich für die „Chaoten“ geschämt. 2010 wird sich zeigen, ob Berlin inzwischen gastfreundlicher ist. Jan Oberländer

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