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Berlin: Parade der Sieger

Zehn Jahre nach Abzug der Alliierten: Walter Momper erinnert sich mit den Gewinnern des Fotorätsels

Dies ist die Stunde der Anekdoten. Zum Beispiel von dem sonntäglichen Spaziergang am Teufelsberg, Anfang der 80er Jahre: Waldesruh, oben am Wipfel die weiße Abhörstation der Amerikaner, da plötzlich Motorengeräusche, Vollgas. Ein Wagen der sowjetischen Militärmission rast auf dem Waldweg rückwärts den Berg herunter, verfolgt von einem US-Jeep mit aufgepflanztem Maschinengewehr. Ertappt! Ende einer Dienstfahrt! Muskelspiel der Supermächte, mitten im Grunewald. Aber doch auch Show, denn was nützt ein MG ohne Patronengurt.

Ja, so war der Alltag des Kalten Krieges in West-Berlin, rund zehn Jahre, bevor die vier Siegermächte sich endgültig aus der Stadt zurückzogen, heute vor genau zehn Jahren. Am 31. August 1994 verabschiedeten sich die Russen, am 8. September 1994 die drei West-Alliierten. Schon am Vortag des heutigen Jahrestages drehte sich bei einer Feierstunde im Alliiertenmuseum an der Zehlendorfer Clayallee alles um die alten Zeiten, denen mancher doch auch mit einer gewissen Wehmut nachsann. Im Vorfeld des Jubiläums hatten das Alliiertenmuseum, das Museum Karlshorst und der Tagesspiegel ein sechsteiliges Fotorätsel veranstaltet, dessen Gewinner gestern ermittelt wurden, per Los unter den Einsendern der richtigen Antworten. Zwei, die nicht nur das nötige Wissen, sondern auch Glück hatten, waren auch zugegen: Hans-Jürgen Meyer-Brehm aus Steglitz, der nun mit seiner Frau die Französische Botschaft besichtigen darf, und Matthias Kukulka, der nach Paris fliegt – nicht allein, sondern zu zweit.

Wer die Serie verpasst hatte, konnte sein Wissen gleich noch im Schnelldurchgang überprüfen, in einer kleinen Ausstellung mit den vergrößerten Rätselfotos, den Fragen und den (aufklappbaren) Antworten. Manch einer der Anwesenden musste bei der einen oder anderen Frage ratlos den Kopf schütteln. Ganz einfach war es nicht, sollte es auch gar nicht sein.

Die Moderation hatte Walter Momper übernommen, zur Zeit des Mauerfalls Regierender Bürgermeister von Berlin, mittlerweile Präsident des Abgeordnetenhauses, ein Mann mit einiger historischer Erfahrung also, der gerne an seinen Erinnerungen teilhaben ließ, man musste ihn nur fragen.

Eine wehmütige Stimmung sei das damals vor zehn Jahren gewesen. Eigentlich habe er diesen Moment zweimal erlebt, 1990, als die Stadtkommandanten ihre Funktion verloren und gingen, und dann vier Jahre später, als die vier Siegermächte sich endgültig verabschiedeten. Viele, die damals gingen, habe er sehr gut gekannt, auch mit den Russen hätten sich nach 1989 bald sehr gute und enge Kontakte entwickelt. Vor zehn Jahren habe in Deutschland und besonders in Berlin noch eine Aufbruchstimmung geherrscht, die auch die Gemütslage der Alliierten beeinflusste: Ihr geht einer großen Zukunft entgegen, und wir müssen jetzt gehen. Und dann erzählt er noch von einer der jährlichen Paraden der West-Alliierten auf der Straße des 17. Juni. Stets kamen die drei Stadtkommandanten zuletzt, alle standen dann auf der Ehrentribüne auf. Nur einmal kam Hans-Jürgen Wischnewski, Bevollmächtigter der Bundesregierung in Berlin, leider zu spät – und die Stadtkommandanten mussten hoch: Eine heikle Situation! Höflichkeit contra Statusfragen!

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