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US-Präsident Barack Obama ist ein charismatischer Redner. Aber könnte er auch Schwabe sein?

© dpa

Parodie per Youtube-Video: Wie Barack Obama zum Schwaben wurde

US-Präsident Barack Obama kommt im Juni auf seinen ersten offiziellen Amtsbesuch in die Bundeshauptstadt. Anlass genug, um einen kleinen Rückblick zu wagen - auf Youtube gibt es ein Video aus 2008, in dem Obama im feinsten Schwäbisch spricht.

Der Mann hat Humor, das muss man ihm lassen. Selbstironie? Kein Problem für Barack Obama, zumal wenn sich damit leicht Pluspunkte in der Gunst des Wählers sammeln lassen. Kinderleicht, um genau zu sein. Unlängst stieg in den USA der neunjährige Robby Novak kometenhaft zum Youtube-Star auf, der vor der Kamera eine Videoparodie auf den Präsidenten aufgeführt hatte – ebenso lustig wie ergreifend: Der Junge leidet an der Glasknochenkrankheit und scheint doch überzuschäumen vor Optimismus und Lebensmut. Der Herr im Weißen Haus hätte dies ignorieren können, aber nein: Obama lud den Knirps ins Oval Office ein, wo der wie selbstverständlich hinter dem Schreibtisch Platz nahm, mit Mr. President herumscherzte.

Pech für den schwäbischen Parodisten, der Obamas ersten Berlin-Besuch im Juli 2008 zum Gegenstand seiner Kunst genommen hatte: Er hätte allenfalls ins Wahlkampfbüro des Präsidentschaftskandidaten eingeladen werden können, und nicht mal dazu kam es, er blieb ja auch unerkannt. Damals war Berlin von einer regelrechten Obama-Euphorie erfasst worden: Rund 200 000 Menschen verfolgten seine Ansprache am Großen Stern, die emotional mitriss, in der Obama Europäer wie US-Amerikaner aufforderte, als verantwortliche Weltbürger ihren Beitrag für Fortschritt und Frieden zu leisten.

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Eine Rede nicht ohne Pathos, das muss den Parodisten wohl gereizt haben, etwas Banales dagegenzusetzen: Kurz nach der Rede tauchte Obamas Auftritt auf Youtube auf, nunmehr aber hinterlegt mit neuem, auf Schwäbisch eingesprochenem Text. Der charismatische Anwärter auf das höchste Amt der Vereinigten Staaten, der wenige Monate darauf tatsächlich Präsident wurde, schwärmte nun nicht länger über transatlantische Beziehungen und neue Brücken zwischen Amerika und Europa.

Stattdessen eröffnete der schwäbelnde Amerikaner die Eigentümervollversammlung der Wilhelmstraße 48 in Berlin-Mitte und beschwerte sich im starken süddeutschen Zungenschlag über dreckige Fahrräder im Hausaufgang des Häuserblocks. Die Schwabenversion der Originalrede vom 24. Juli 2008, die der Unbekannte angefertigt hatte, bekam sogar weit über eine Million Klicks, und das war durchaus verdient: Obama war sehr gelungen synchronisiert worden, dazu gab es witzige Zwischenrufe aus der Menschenmenge.

Kaum zu glauben, dass all dies erst fünf Jahre her ist. Obama erwies sich dann doch nicht als der Heilsbringer, als den ihn mancher damals offenbar gesehen hat. Und die Zeiten harmloser Schwabenstreiche sind angesichts immer hitziger ausgetragener Gentrifizierungsdebatten auch erst mal vorbei. „Kauft nicht bei Schwaben“ – solche Sudeleien im „Stürmer“-Stil waren damals noch völlig unvorstellbar.

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