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Das Hotel Zoo am Ku’damm ist für Renovierungsarbeiten geschlossen. Doch für die Dance-Nacht am Sonnabend machen die Betreiber eine Ausnahme.

© Thilo Rückeis

Berliner Musikszene: Party im Baudenkmal

Die Raver kehren in die City West zurück – im Hotel Zoo am Kurfürstendamm dürfen Partygäste tanzen und übernachten. Das Hotel wird zurzeit renoviert. Wer hinter der Party steckt ist unklar.

Eine feierliche Ballveranstaltung ist in Berliner Hotels nichts Ungewöhnliches – ein Dancefloor für Deep-, Disco- und Techno-House dagegen schon. „Hausen am Zoo“ heißt die Party, zu der am Sonnabend einige hundert Gäste im Hotel Zoo Berlin am Kurfürstendamm erwartet werden.

Wegen einer Renovierung ist das mehr als 100 Jahre alte Baudenkmal zwischen dem künftigen Apple-Shop in der einstigen Filmbühne Wien und dem Neuen Kranzler-Eck seit Mitte Oktober geschlossen. Doch Teilnehmer der Party können nicht nur in der Lobby und im Frühstückssaal tanzen, sondern in 50 Zimmern auch übernachten.

Im Vorverkauf waren Kombi-Tickets für 27 Euro am Donnerstagabend bereits ebenso vergriffen wie die einfachen Eintrittskarten, nach Angaben der Veranstalter wird es an der Abendkasse noch ein paar restliche Karten für je neun Euro geben. Als Djs und Musiker treten unter anderem Trickski aus Berlin, Herr Fuchs & Frau Elster aus Leipzig, Turm 3 aus Rostock und Sacré Cœur aus Paris auf. Außerdem gibt es Performances und Installationen. Die Organisatoren nennen sich „Top of the Bottom“ und geben sich mysteriös, nach Auskunft des Hotels handelt es sich um „Veranstalter aus der Berliner Partyszene“.

Die Rückkehr elektronischer Tanzmusik in die City-West löst großes Erstaunen aus: Auf Facebook wundern sich Interessenten, warum die Party nicht in einem Szenekiez wie Kreuzberg steige. Tatsächlich erinnert rund um den Ku’damm nichts mehr an die Zeiten, als dieser ein Zentrum der Techno-Kultur war – von 1989 bis 1995 war die Love Parade dort von einer kleinen Demo mit 150 Leuten zum Großereignis mit hunderttausenden Ravern herangewachsen. Es gibt auch kaum noch Clubs in der Gegend, und wegen der hohen Mieten rechnen Szenekenner von der Berliner Club Commission nicht mit einer Trendwende.

Das früher als „Hotel am Zoo“ bekannte Hotel Zoo Berlin soll künftig „New Hotel Zoo“ heißen und in voraussichtlich 14 Monaten neu eröffnen. Es werde es zu einer „Bühne für diejenigen, die das New Yorker Szenegefühl mit dem Berliner verbinden möchten“, wirbt Direktorin Karolin Brückner. Die Betreiber versprechen ein „dramatisch wirkendes Entrée“ im öffentlichen Bereich, zu dem eine Lounge, eine Bar und ein Restaurant gehören sollen. Auch die Zimmer würden mit „besonderem Layout und ausgefallenen Materialien“ gestaltet, heißt es. Zuständig dafür sei ein Designerteam um die Amerikanerin Dayna Lee, die seit langem beispielsweise auch für Hollywoods Filmindustrie tätig ist.

Auf diese Weise wollen die Betreiber an die großen Zeiten des Hotels anknüpfen, in dem einst Prominente wie die Schriftsteller Erich Kästner und Heinrich Mann und Stars aus aller Welt gastiert hatten – von Zarah Leander, Sophia Loren und Romy Schneider bis zu Elizabeth Taylor und Rock Hudson. In den 50er Jahren war das sechsstöckige Haus das offizielle Hotel der Berliner Filmfestspiele.

Übrigens wird in der City-West am Sonnabend nicht nur getanzt: Anlässlich des Umstellung der Uhren auf Winterzeit in der Nacht zu Sonntag laden mehr als 100 Geschäfte am Kurfürstendamm und in der Tauentzienstraße bis 22 Uhr zum „Halloween-Shopping“ mit Begleitprogramm ein.

Nur Baugeräusche dringen unterdessen aus der Filmbühne Wien, die seit Monaten hinter einem schwarzen Vorbau verborgen ist. Wann der dortige Apple-Store eröffnet, ist noch immer fraglich, der US-Konzern sagt dazu nichts. Zuletzt verdichteten sich Gerüchte, es werde Anfang November so weit sein. Darauf angesprochen, reagierte ein Bauarbeiter vor der Tür mit Kopfschütteln: Drinnen sehe es nicht nach einer baldigen Fertigstellung aus.

„Hausen am Zoo“, Hotel Zoo, Kurfürstendamm 25 in Charlottenburg. Am Sonnabend ab 23 Uhr, Eintritt 9 Euro.

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