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Berlin: Partyraketen mit Startschwierigkeiten

Was wird aus dem Bootskorso der Clubs und der Fete an der Siegessäule? Die Ersatzveranstaltungen für die Love Parade kämpfen mit Problemen

Mit mehreren Discoschiffen auf der Spree und einer kleinen, überschaubaren Freiluftparty an der Siegessäule hätte doch noch alles gut werden können. Mit diesen Alternativen sollte nämlich das Partyvolk über den Ausfall der Love Parade am 9. Juli hinweggetröstet werden. Ob die Vorhaben „BOOTschaft“ und „Project X“ auch wirklich stattfinden werden, bleibt vorerst ungewiss. Dabei war Partyveranstalter Bob Young mit der Organisation seiner Veranstaltung schon weit fortgeschritten: Mit Hilfe der Clubcommission, einer Art Dachverband der Berliner Clubs, wollte er Partyschiffe über die Spree fahren lassen. Die Nachfrage war groß: Der Sage Club, die Arena und das Matrix zeigten sofort Interesse. Von der Stern und Kreisschifffahrt lag Young ein Angebot vor, sieben Schiffe zu mieten. Doch nun zog die Reederei ihr Angebot zurück. Aus Sicherheitsbedenken, wie sie dem Partymacher mitteilte.

Dabei hatte sich Young die Sache schon so schön ausgemalt: „Wir wollten nach dem Ausfall der Love Parade mit dem Event ein Zeichen für Berlin und seine Clublandschaft setzen.“ Ob sich das jetzt allerdings noch realisieren lässt, ist fraglich. Bis zum geplanten Termin sind es nur noch fünf Wochen, bis dahin Ersatz zu finden, wird schwierig. Besonders ärgerlich daran: Die Finanzierung des Projekts war nach Youngs Angaben zum Großteil geklärt, abschließende Gespräche mit Sponsoren über den Restbetrag sollten dieser Tage stattfinden.

Damit waren Young und Co ihrem Veranstalterkollegen Ralf Regitz und seinem „Project X“ einen großen Schritt voraus: Die Geldfrage seiner Party ist noch offen. Eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen getroffen werden, sagt Regitz. Bevor die Finanzierung jedoch nicht sichergestellt ist, wird er beim Bezirksamt auch keinen Antrag stellen, die Veranstaltung zu genehmigen. Karin Rietz, Pressesprecherin des zuständigen Bezirksamts Mitte, betonte aber, dass solche Genehmigungen auch noch kurzfristig erteilt werden können. Regitz, der zudem mit den Vorbereitungen zur Wiedereröffnung des legendären E-Werks beschäftigt ist, fasst den Stand der Dinge deshalb ziemlich nüchtern zusammen: „Das Projekt hängt.“

Bob Young hofft unterdessen, seine BOOTschaft doch noch zu retten. Morgen wird er sich mit der Reederei treffen und versuchen, die Bedenken mit einem überarbeiteten Sicherheitskonzept auszuräumen. „Sonst ist die Idee nicht tot, aber die Veranstaltung dieses Jahr“, sagt er.

Dann müssten sich die ohnehin enttäuschten Love-Parade-Anhänger nach anderen Amüsements umtun. Zumal auch der RBB-Jugendsender Fritz seine Veranstaltung „Love Radio“ gestrichen hat, den Musikmarathon aus dem Volkspark Friedrichshain. „Das Love Radio ist an die Love Parade gebunden“, sagt EC Zander, Musikchef des Senders. Im vorigen Jahr sei die Planung bereits soweit fortgeschritten gewesen, dass das Programm trotz der kurzfristigen Absage der Love Parade stattgefunden habe.

Vielleicht werden an dem zweiten Juliwochenende aber auch einfach nur die Clubs der Stadt ihr Angebot erweitern. Dann allerdings jeder mit eigenem Konzept, sagt ein Sprecher des Sternradios. Ein gemeinsames Projekt mehrerer Clubs, wie etwa die Love Week im vorigen Jahr, wecke zu starke Assoziationen zur Love Parade. Und das wolle niemand.

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