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Zeugen. Die „Stille Pauline“ fuhr nur bis 1970. Schienenreste erinnern daran.

©  Jörn Hasselmann

Pedale treten, wo einst Pauline fuhr: Privatinitiative machte Bahnstrecke zum Radweg

Die vor Jahrzehnten stillgelegte Bahnstrecke von Paulinenaue nach Fehrbellin ist wieder da – als vorbildlicher Radweg.

Der frühere Berliner Fahrradbeauftragte Benno Koch spricht bereits vom „Radweg des Jahres“. Nur die Brandenburger Tourismus-Manager haben vom neuesten Radweg noch nichts mitbekommen. Auf deren Internetseite „Radeln in Brandenburg“ fährt dort noch eine Eisenbahn. Doch der letzte Personenzug der „Stillen Pauline“ fuhr schon 1970 die 30 Kilometer durch das sehr dünn besiedelte Rhinluch bis nach Neuruppin.

Auf eigene Faust hat die Bürgermeisterin der Kleinstadt Fehrbellin nun einen der schönsten und interessantesten Radwege des Landes geschaffen.

Vor wenigen Tagen ist die 16 Kilometer lange, perfekt glatte Verbindung fertig geworden. Sie schließt in Paulinenaue an den Havelland-Radweg an; damit ist eine direkte und nahezu autofreie Verbindung von Spandau nach Fehrbellin entstanden. In den kommenden Wochen soll der Radweg weitere drei Kilometer in Richtung Neuruppin bis Dammkrug verlängert werden, hier baut das Land. Weiter müssen Radfahrer aber auf einer Landstraße die Autobahn Berlin – Hamburg überqueren, denn bei deren Bau in den 80er Jahren war die Bahnstrecke zerschnitten worden. Die letzten Kilometer bis Neuruppin geht es dann wieder auf der alten Trasse der Stillen Pauline weiter.

Die Geschichte des Radweges ist bemerkenswert. Die Deutsche Bahn wollte die Bahn nur im Paket verkaufen: Strecken, Gleise, Bahnhöfe. Der Stadt war das zu teuer, eine Privatfirma erwarb das Paket. Die Schienen und mehrere Brücken wurden als Altmetall verkauft. 

2009 verkaufte der Privatmann die Strecke dann an die Stadt Fehrbellin – ohne Schienen, aber zum Glück mit dem alten Schotterbett.  Denn nach Angaben von Benno Koch hat die bundesweit tätige Firma bei ihren Projekten immer eine "vollständige Verwertung" als Ziel.

Diese ist hier vorbildlich gelungen. Denn für einen Radweg ist ein Schotterbett der beste Untergrund, weil er langfristig verhindert, dass Wurzeln den Asphalt zerstören. Beispielsweise haben Baumwurzeln die dünne Asphaltdecke des Europaradwegs R1 (Calais – St. Petersburg) nicht nur in Ferch bei Potsdam dermaßen zerstört, dass schnelles Radfahren auf der abschüssigen und kurvigen Piste lebensgefährlich ist. Diese Sorgen müssen Radler auf der Stillen Pauline nicht haben. Die 16 Kilometer sind ebenso schnurgerade wie eben. In der Ferne sieht man kleine Dörfer, Feldhasen hoppeln über den Weg. Eine der winzigen Stationen trägt den skandinavisch anmutenden Namen „Lobeofsund“ . Andernorts wurden ein paar Meter Ausweichgleis und ein alter Prellbock als romantische Erinnerung an die gute alte Eisenbahn konserviert.

Auch der seit Jahren existierende Havelland-Radweg von Paulinenaue nach Nauen läuft zum großen Teil (bis Ribbeck) auf der Trasse der früheren „Kreisbahn Rathenow–Senzke–Nauen“. Berliner, die nicht in Spandau starten wollen, können mit der Regionalbahn bis Nauen fahren, und dort direkt am Bahnhof losradeln – bis Fehrbellin nahezu autofrei.

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