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Berlin: Pendlerstrecke bleibt Baustelle

Ab Dezember rollen zwar wieder Regionalzüge zwischen Berlin und Potsdam – doch dafür wird weiter an S-Bahngleisen gearbeitet.

Berlin/Potsdam - Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember haben es die Pendler zwischen Potsdam und Berlin etwas einfacher: Die Bahn beendet die Sanierung der Fern- und Regionalbahngleise – und das ganz planmäßig. Allerdings beginnen dann die Bauarbeiten auf der S-Bahnlinie 7 zwischen Wannsee und Grunewald.

Für die Dauer der Arbeiten gibt es abschnittsweise nur eingleisigen Verkehr. „2014 müssen in Nacht- und Wochenendsperrpausen Rückbauarbeiten und die Anpassung der Leit- und Sicherungstechnik durchgeführt werden“, teilte die Deutsche Bahn mit. Das bedeutet, dass für zwei weitere Jahre mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen ist – jedenfalls wenn es nach den Erfahrungen der zurückliegenden Monate ginge. Wegen Brückenarbeiten an der Regionalbahnstrecke gab es hier seit Sommer auch nur ein Gleis. Von Potsdam bis Wannsee ist die S-Bahnstrecke ohnehin eingleisig. Entgegenkommende Züge können sich nur in den Bahnhöfen ausweichen. Sobald sich ein Zug verspätet, kommt der ganze Ablauf aus dem Takt. In den letzten Monaten gab es deshalb häufig Verspätungen. Mehrfach wurden ganze Züge aus dem Betrieb genommen, um den Stau aufzulösen. Im Twitter-Kanal der S-Bahn finden sich Dutzende Einträge zu diesen Störungen. Trotzdem kündigt die Bahn an, den Zehn-Minuten-Takt einhalten zu wollen.

Ein zweites Gleis bis nach Potsdam wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Das Land Brandenburg wünscht den Ausbau schon seit langem. Für die Strecke sei jedoch die Bahn zuständig, sagt Lothar Wiegand, Sprecher des Verkehrsministeriums. Das Land könne kein Geld bereitstellen. Und der Bahn sei das zweite Gleis ebenfalls zu teuer.

Entlastung soll zunächst die S-Bahnlinie 1 bringen: Ab Dezember soll sie wieder alle zehn Minuten von Wannsee über Zehlendorf in die Berliner Innenstadt fahren. In den letzten Monaten endeten die Züge stadtauswärts bereits in Nikolassee. Fahrgäste mussten einen langen Umsteigeweg in Kauf nehmen. In Wannsee kann wieder auf dem gleichen Bahnsteig umgestiegen werden.

Dort wie auch in Potsdam halten künftig wieder Regionalzüge. Wie schon vor den Bauarbeiten an der Strecke im Grunewald soll die Regionalexpresslinie 1 im Halbstundentakt von Potsdam ins Berliner Zentrum rollen. Zusätzlich sollen in der Zeit von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 17 Uhr die Regionalbahnlinien RB 21 und RB 22 nach Berlin verlängert werden. Dadurch ist die Taktfolge künftig doppelt so dicht wie früher.

Mit dem Regionalexpress können die Potsdamer dann bis Cottbus oder Wünsdorf durchfahren. Wer jedoch weiter weg will, muss erst nach Berlin. Denn auch nach der Streckensanierung für 36 Millionen Euro werden Fernzüge in Potsdam ein exotischer Anblick bleiben. Hier halten lediglich der Intercity von Cottbus ins ostfriesische Norddeich und der Nachtzug nach München. Für mehr sehe die Bahn keine betriebliche Notwendigkeit, sagt Frank Böhnke vom Bahnkundenverband Berlin-Brandenburg. Unter normalen Umständen sei der Berliner Hauptbahnhof in einer halben Stunde erreichbar. Von dort gebe es zahlreiche Anschlüsse. Für die Landeshauptstadt sei das natürlich bitter, sagt Böhnke.

Auch Matthias Oomen vom Konkurrenzverband Pro Bahn glaubt nicht, dass die Bahn ein paar Züge von der Schnellfahrstrecke Berlin–Hannover über Potsdam umleitet. Das koste zu viel Zeit. Die Entscheidung über Potsdams Abkopplung vom Fernverkehr sei schon bei der Planung für das Streckennetz um den Berliner Hauptbahnhof gefallen. Nun bleibe nur die vage Möglichkeit, Züge nach Potsdam weiterzuführen, die im Berliner Hauptbahnhof auf der tiefen Ebene enden. Dazu müssten allerdings ein paar Kilometer der stillgelegten Stammbahn wieder aufgebaut werden. Stadt und Land müssten dafür Druck machen. „Sonst halten in Potsdam für Jahrzehnte keine Fernzüge mehr“, sagt Oomen.

Marco Zschieck

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