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Berlin: Piraten auf Sendung

Das einst illegale Twen FM bringt sein Programm im Offenen Kanal

Von Henning Kraudzun

Von seiner Hörergemeinde geradezu herbeigesehnt, ist das ehemals illegale Piratenradio Twen FM jetzt wieder on Air. Dieses Mal nicht auf irgendeiner ergaunerten terrestrischen Wellenlänge, sondern ganz offiziell im Kabel. Täglich acht Stunden sendet das DJ- Radio auf der Frequenz des Offenen Kanals Berlin (OKB) 92,6. Mit Sounds vom Plattenteller, moderierten Beiträgen und „Interaktiven Spielereien“ werde man dort ab sofort durchstarten, sagt Twen FM- Gründer Sacha Benedetti.

Bis zum Jahreswechsel wurden Programmblöcke zwischen 12 und 16 Uhr sowie zwischen 23 und 3 Uhr mit dem OKB vereinbart, die Twen FM per Internetverbindung ins Studio des Offenen Kanals überträgt. Zudem wertet Benedetti das Engagement auch als Testlauf für eine UKW- Frequenz, die er sich mit freien Radioinitiativen in Berlin teilen würde. Bislang sendet auch der OKB nur im Kabel.

Doch in der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) gibt man derartigen Bestrebungen kaum eine Chance. „Die letzten zwei freien Frequenzen sind viel zu leistungsschwach, um ganz Berlin erreichen zu können“, sagt die MABB-Sprecherin Susanne Grams. „Und wenn jemand überhaupt auf ihnen dauerhaft senden darf, dann nur nach einer öffentlichen Ausschreibung.“ Derzeit seien nur noch Kabelfrequenzen frei, allerdings müssten die Bewerber dafür tief in die Tasche greifen. Indes sieht Benedetti einen Hoffnungsschimmer am Radiohorizont: „Mit dem absehbaren finanziellen Ende einiger Privatradios steigen die Chance für eine Neuvergabe.“

Politischen Rückenwind bekommen die freien Radioinitiativen von den Koalitionsparteien im Berliner Abgeordnetenhaus. Sowohl die SPD als auch die PDS befürworten ihren Antrag, auf lange Sicht eine eigene Frequenz und finanzielle Hilfen zu erhalten. „Wir wollen auf dem Radiomarkt nicht nur kommerzielle Sender haben“, betont der medienpolitische Sprecher der SPD- Fraktion, Frank Zimmermann. Mit der Fusion von SFB und ORB müsse ohnehin der Rundfunkstaatsvertrag geändert werden, dann könne man die Notwendigkeit eines freien, nichtkommerziellen Mischkanals gesetzlich festschreiben.

Twen FM hatte bereits vor einigen Jahren mit dem OKB zusammengearbeitet und damals Internet- Livestreams für dessen nächtliches Fernsehprogramm produziert. In Bild und Ton wurden damals DJ-Sets ausgestrahlt. „Das war technisch absolut innovativ und hat uns auch Resonanz gebracht“, sagt der OKB- Chef Jürgen Linke. Daher habe man sich zuletzt wieder schnell einigen können. Auch Linke glaubt, dass ein nichtkommerzieller Radiosender auf UKW demnächst eine Chance erhält: „Ich bin da unerschütterlicher Optimist.“ Doch letztlich haben Medienanstalt und Medienrat das Sagen.

Weitere Infos: www.twenfm.de , www.okb.de

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