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Stein auf Stein. Modellbauer Pascal Lenhard kann bald die Fertigstellung seines Lego-Schlosses (Maßstab 1:60) feiern. Wenn die zwei mal drei Meter große Miniatur im November 2011 in die Ausstellungshalle des Kindervergnügungsparks am Potsdamer Platz kommt, werden rund 400 000 Steine verbaut sein. Foto: Michael Kappeler/dpa

© dpa

Hohe Baukosten: Pläne zum Berliner Schloss werden abgespeckt

Der Stiftungsrat muss Änderungen am Humboldtforum beschließen, um im Kostenrahmen zu bleiben. Viele Dingen stehen auf der Streichlichte, unter anderem die barocken Elemente, eine zweite Zufahrt und Parkplätze.

Um die Baukosten für das Berliner Schloss in den Griff zu bekommen, werden die ursprünglichen Pläne abgespeckt. Einen entsprechenden Entschluss wollte der mit Regierungsmitgliedern, Bundestagsabgeordneten und Senatsmitgliedern besetzte Stiftungsrat am Mittwoch treffen. Dessen Zustimmung zu den Plänen ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung des Bauprojektes. In der Streichliste stehen unter anderem: die zweite Zufahrt in das Untergeschoss des Schlosses sowie Parkplätze dort, die barocken Figuren auf den Balustraden des Schlüterhofes, die Loggien im Belvedere hinter der Ostfassade des Humboldtforums sowie zusätzliche Räume für die Agora im Keller.

Widerstand gegen die Einsparungen gibt es nicht. Die Nutzer des Gebäudes, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die Zentral- und Landesbibliothek sowie die Humboldt-Universität hatten schon vorab ihre Zustimmung zu den Sparmaßnahmen signalisiert. SPK-Präsident Hermann Parzinger sagte auf Anfrage: „Im Raumprogramm der Staatlichen Museen zu Berlin gibt es weder Sparmaßnahmen noch Abstriche in Inhalt und Qualität“.

Auch unter den Ratsmitgliedern besteht Einigkeit darüber, dass nur durch die Einhaltung des Kostenrahmens das Bauvorhaben auch vom Haushaltsausschuss angenommen wird. Das ist die nächste Etappe beim Genehmigungsmarathon durch die Gremien des Bundes, der mit der Einreichung des Bauantrages beim Land Berlin noch in diesem Jahr enden soll. „Wichtig ist, dass wir die Optionen für die nachträgliche Ergänzung der wichtigen Barockelemente behalten“, sagte Patrick Döring. Der Bundestagsabgeordnete der FDP und Mitglied des Stiftungsrates sieht keine Alternative zu den Sparmaßnahmen, sagt aber auch: „Wir bekommen dadurch keinen Pappkarton, sondern immer noch ein sehr anspruchsvolles Kulturgebäude.“

Die Baukosten für das Schloss sollen 552 Millionen Euro nicht übersteigen. Diese Summe ist laut Bundestagsbeschluss aber „indexiert“: Sie wird also vom Zeitpunkt des Beschlusses im Jahr 2007 an jährlich an die steigenden Baupreise angepasst. Diese Teuerung ließt die Kosten bisher auf über 590 Millionen Euro steigen.

„Für mich ist das keine Überraschung“, sagt Ratsmitglied Dirk Fischer. Der Bundestagsabgeordnete der CDU erklärt die Teuerung etwa mit den gestiegenen Preisen für Stahl sowie den höheren Vergütungen in der Baubranche. Ihm sei es stets wichtig gewesen, dass die „Fortschreibung des Baukostenindex öffentlich kommuniziert wird“. Der Eindruck, hier könnten die Kosten aus dem Ruder laufen, dürfe gar nicht erst entstehen.

Auch der Chef der Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum, Manfred Rettig, hatte wiederholt auf die Teuerung hingewiesen. Laut Fischer ist die nächste „sehr wichtige“ Schwelle für das Projekt die Freigabe der Pläne durch den Haushaltsausschuss. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass es dort Widerstände gibt“.

Stiftungschef Manfred Rettig auch nicht. Der Mann, der für den damaligen Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) gegen alle Zweifler den Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin umsetzte, hält auch den Schlossbau auf Kurs. Unwägbarkeiten gab es auch hier: Nachdem die Kellermauern des gesprengten Schlosses entdeckt worden waren, musste umgeplant werden – damit Besucher durch die historischen Gemäuer streifen können. Wegen der U-Bahn-Trasse, die unter dem Schloss verläuft, musste die Haustechnik verlegt werden. Auch diese Zusatzkosten wurden durch Einsparungen, etwa am barocken Schmuck wieder hereingeholt.

Durch die Einsparungen werden nicht nur die Kuppel, sondern auch Tore, Fensterumfassungen und Höfe des Schlosses nur schemenhaft die reiche plastische Ausbildung erkennen lassen, die das von Schlüter barock überformte Original hatte. Doch laut Stiftungschef Rettig können alle Bauteile später ergänzt werden.

Kritiker befürchten indes, dass durch die Streichung der Loggien im Belvedere kaum noch Räume hinter der Ostfassade übrig bleiben, von denen aus der Blick über die historische Stadt, zur Marienkirche, über das Marx-Engels-Forum hinweg schweifen kann. Es heißt, dort seien Versorgung- und Technikräume untergebracht – Toiletten zum Beispiel.

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