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Der neugestaltete Mittelstreifen auf der Tauentzienstraße: Granit und Eibenhecken.

© Thilo Rückeis

Planungsfehler am Wittenbergplatz: Fahrradständer bei Millionen-Sanierung vergessen

Die Kritik am neuen Wittenbergplatz wird schärfer, denn die Fahrradständer westlich des U-Bahnhofs fehlen nach der Sanierung gänzlich. Schuld daran will jetzt aber niemand sein - und die Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf können sich nicht mal einigen, wer überhaupt verantwortlich ist.

Der neue Mittelstreifen auf der Tauentzienstraße ist schon heftig kritisiert worden: viel Granit, hässliche Bepflanzung, keine Bänke. Doch auch auf Fahrradständer am U-Bahnhof Wittenbergplatz haben die Planer verzichtet. Bevor die BVG den Mittelstreifen zur Sanierung ihrer Tunneldecke aufbuddelte, gab es eine Reihe Bügel westlich des Bahnhofs. Dort ist nun eine großzügige, gepflasterte Freifläche entstanden – ohne Fahrradständer.

Radfahrer behelfen sich mit dem schönen Eisenzaun um die denkmalgeschützte Station. Das ist die einzige Möglichkeit auf der westlichen Seite, ein Fahrrad anzuschließen, empört aber wiederum die BVG. Für so etwas sei das „schönste Bahnhofsgebäude der Stadt“, so eine Sprecherin, viel zu schade.

Die BVG schiebt die Schuld auf den Bezirk, der sei für die Planung verantwortlich. Für Radfahrer bleibt nur eine Uralt-Abstellanlage auf der anderen Seite des Bahnhofs, Richtung Osten – vom berüchtigten Modell Felgenkiller. Darin kann nur das Vorderrad eingeklemmt werden.

Bezahlt wurde die 1,8 Millionen Euro teure Neugestaltung wie berichtet aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Zentren“ und von der BVG . Diese hatte drei Jahre lang die U-Bahntunnel saniert und den Mittelstreifen deshalb komplett aufgegraben. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hält Fahrradständer nicht für unbedingt erforderlich. „Es gibt viele andere Orte, wo das notwendig ist“, sagte Baustadtrat Daniel Krüger (CDU). Er verwies darauf, dass zwar der Wittenbergplatz in seinem Bezirk liege, der Umbau des Mittelstreifens aber vom benachbarten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf organisiert worden sei. Dessen Baustadtrat Marc Schulte (SPD) bestätigt das zwar, sagt aber, dass für Radständer am U-Bahnhof der Bezirk Schöneberg verantwortlich sei. „Wir hätten dort welche gebaut“, sagt Schulte.

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf lobt sich als fahrradfreundlich. 2011 wurde für die West-City, vor allem den Kurfürstendamm das erste „Fahrradabstellanlagenkonzept“ von Berlin erstellt. Ein Planungsbüro ermittelte, wie viel offizielle Stellplätze es gibt und wo wild geparkt wird. Die Senatsverkehrsverwaltung spendierte 50 000 Euro für das Konzept. Davon hat Charlottenburg-Wilmersdorf bereits an mehreren Stellen des Kurfürstendamms Fahrradbügel aufgestellt.

Für den Fahrradclub ADFC ist es ein Unding, dass an einer so wichtigen Station wie dem Wittenbergplatz Fahrradständer ersatzlos abgebaut werden. „Die müssen unbedingt sein“, sagte die ADFC-Vorsitzende Eva-Maria Scheel, und zwar „ortsnah möglichst direkt an der U-Bahn“. Das sieht im Prinzip auch die BVG so. Das Unternehmen preist im Internet „Bike and Ride“, also die Fahrradmitnahme in den öffentlichen Verkehrsmitteln und das Abstellen der Räder an Haltestellen.

Bis Ende 2012 sollen 3000 teilweise überdachte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an U-Bahnhöfen und Haltestellen von Straßenbahn und Bus fertig sein. Schon jeder zehnte Radfahrer nutze die Kombination von Fahrrad und BVG. Der Wittenbergplatz ist mit drei Linien eine der wichtigsten Stationen der Stadt.

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