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Berlin: Platz für Kinder

In einem Landeswettbewerb wurden die vier familienfreundlichsten Firmen geehrt

Teja Engels Formel hört sich simpel an: „Flexibilität gewähren, wenn sie gebraucht wird.“ Was im Firmenalltag bedeutet: Ist das Kind eines Mitarbeiters krank und muss dieser zu Hause bleiben, dann tut er das – und arbeitet dort. „Am nächsten Tag kommt der Mitarbeiter wieder motiviert in die Firma“, sagt Engel, „er hat sich nicht entscheiden müssen zwischen Familie oder Job.“

Engel ist zweifacher Vater und Geschäftsführer der Nostalgic Art Merchandising GmbH in Reinickendorf. Die Firma, deren rund 20 Mitarbeiter Werbeblechschilder produzieren, ist einer der vier Gewinner im „1. Landeswettbewerb Unternehmen für Familie“, den der Berliner Familienbeirat, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und der Deutsche Gewerkschaftsbund ins Leben gerufen haben. Engel setzt auf eine gemeinsame Suche nach einer Lösung, wenn es in der Familie mal brennt: „Familienfreundlichkeit und Erfolg im Unternehmen schließen sich nicht aus.“

Auch die Designagentur Dan Pearlman in Treptow hat beim Wettbewerb gewonnen. Das Geschäftsführerpaar Nicole Srock-Stanley und Kieran Stanley hat selbst drei Kinder. „Gute Rahmenbedingungen für eine problemlose Rückkehr in den Beruf“ hätten oberste Priorität, sagt die Jury über Dan Pearlman. Mitarbeiter können ihre Kinder auch mal mit in die Agentur bringen. Hier gibt es Bücher und Spielzeug. Auch haben die Jury flexible Arbeitszeitmodelle überzeugt, zudem werden Weiterbildungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie wie auch die Suche nach einem Kitaplatz unterstützt. Außerdem dürfen die Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Dan Pearlman hat in der mittleren Kategorie, der mit 21 bis 100 Angestellten, gewonnen. Rund 40 festangestellte Mitarbeiter arbeiten hier und gut 25 freie. Kinder gibt es 38.

In Kategorie 3 (mehr als 100 Beschäftigte) machte die Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH aus Zehlendorf das Rennen. Die ersten zwei Jahre der Kinderbetreuung werden hier teilfinanziert, es gibt Kinderbegrüßungsgeld und Hilfe bei der Suche nach einem Kitaplatz. Und wenn ein Kind mal mit in die Firma kommen muss, wird es im Kinderzimmer von Kollegen betreut. Auch die Eltern selber können dort ihre Arbeit erledigen. „Es gibt einen PC-Anschluss“, erzählt Mitarbeiterin Janneke Bassmeijer. Außerdem gebe es einen großen Firmengarten, in dem die Kinder spielen können.

Über 30 Unternehmen hatten sich beworben. Drei Gewinner wollte die Jury finden, es wurden vier. In der ersten Kategorie (drei bis 20 Mitarbeiter) hat sie sich zusätzlich für die Autowerkstatt G. Holtz & Co. in Charlottenburg entschieden: „Für ihr außerordentliches Engagement gegenüber ihren Beschäftigten.“ Sieben Mitarbeiter gibt es in der Firma – und fünf Kinder. Inhaberin Carola Zarth erzählt: „Als meine Tochter auf die Welt kam, war immer ein Kleinkind im Haus.“ So habe sich das Thema verselbstständigt: Die Arbeitszeiten sind individuell, Kinder in der Firma normal. Anja Brandt

Anja Brandt

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