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Berlin: Plötzlich war einiges anders

Polizeipräsident reagiert auf Kritik am Vorgehen gegen Fans des BFC Dynamo

Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz am Wochenende, bei dem 158 BFCDynamo-Fans in der Friedrichshainer Diskothek „Jeton“ festgenommen wurden, korrigierte Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern seine Darstellung. Tags zuvor hatte er den Einsatz noch als vollen Erfolg gelobt. Aber offenbar war einiges anders. So nahm Glietsch die Darstellung zurück, dass die Beamten bei der Razzia massiv angegriffen wurden. Die Polizei hatte berichtet, dass die Gäste der Disko sofort mit großer Brutalität gegen die Beamten vorgegangen seien und sie mit Flaschen, Gläsern und anderen Gegenständen angegriffen hätten. „Das wird dem Einsatzverlauf nicht gerecht“, stellte Glietsch klar.

Vielmehr sei es so gewesen, dass ein Spezialeinsatzkommando (SEK) „schlagartig“ in die Disko eingedrungen war, „um von Anfang an drohende Gewalt von Seiten der Hooligans im Keim zu ersticken“, wie SEK–Kommandoführer Bernd Kossin sagte. Dadurch seien Gläser und Flaschen zu Bruch gegangen. „Wenn jemand ein Glas in der Hand hatte, wurde es ihm natürlich aus der Hand geschlagen, damit es nicht erst zum Angriff kommen konnte.“

Glietsch hält das Konzept nach wie vor für richtig – selbst angesichts heftiger Vorwürfe der BFC-Anhänger. Der Fanbeauftragte Rainer L., der auch in der Disko war, berichtet: „Die haben alle sofort auf den Boden gedrängt und mit Plastikkabeln gefesselt.“ Dabei seien die Beamten äußerst brutal vorgegangen. Der BFC berichtet, dass mindestens 30 Fans in der dritten Etage der Disko verletzt worden sind. „Teilweise hatten die offene Platzwunden und Oberarmbrüche“, schildert Rainer L. Zudem hätten die Beamten keine Auskünfte darüber gegeben, warum der Einsatz stattfindet. „Wer eine Frage gestellt hat, wurde sofort wieder zu Boden gedrückt.“ Zudem hätten sie es den gefesselten Fans nicht gestattet, auf die Toilette zu gehen. „Das ist eine Frechheit“, wehrte sich SEK-Einsatzleiter Kossin gegen die Vorwürfe. Der BFC erwägt, gegen den Polizeieinsatz juristisch vorzugehen.

Dass ein SEK-Kommando aus Niedersachsen beim Einsatz dabei war, sei keine „Übung für die WM 2006“ gewesen, sagte Glietsch. „Bei jedem anderen Einsatz dieser Art hätten wir auch zusätzliche Hilfe angefordert.“ tabu

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