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So geht Bingo. Hier in Texas. Aber auch Deutsche Politiker beteiligen sich - unfreiwillig

© Reuters

Polit-Bingo: Die heiße Phrase des Wahlkampfs

Dinge müssen passieren und sich endlich wieder lohnen, starke Schultern tragen mehr. Manche Phrasen hört man bei Politikern häufiger als andere. Wir waren beim Wahlkampfabschluss der Parteien dabei - mit einem Bingo-Zettel.

Mehr Dinge für mehr Menschen! Sachen, die endlich passieren müssen und sich dann auch wieder lohnen. Und nachhaltige Konzepte, die eine gute Basis für eine solide Grundlage bilden. Auch in diesem Wahlkampf hat man manche Formulierungen häufiger gehört. Und manche Phrase sagt so wenig aus, dass es offenbar nicht schadet, sie wiederholt zu wiederholen. Aber wie oft genau? Und ist es wirklich immer dasselbe? Der Tagesspiegel hat es im Wahlkampf-Phrasenbingo herausgefunden: Zwei Kandidaten, vier Parteien, vier Abschlussveranstaltungen und je neun typische Phrasen auf dem Zettel. Wer drei Phrasen in einer Reihe trifft, gewinnt. Bingo!

CDU, Tempodrom

Der Bingo-Zettel der CDU
Der Bingo-Zettel der CDU

© Tagesspiegel

„Und hier kommt die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland ...“ Kunstpause. „Angelaaaaa Meeeerrrrrkel!“ Auch Michael Buffer, der Boxansager, hätte sie kaum besser ansagen können. Die Atmosphäre schwankt zwischen Boxkampf und Musikantenstadl, als die Kanzlerin die Bühne im Tempodrom betritt. Dramatische Musik, auf der Tribüne klatschen die CDU-Anhänger im Viervierteltakt. Dann tritt sie ans Pult. „Beide Stimmen für die CDU!“, ruft sie. Das war leicht. Erster Treffer auf dem Bingo-Zettel. Mitte rechts. So kann’s weiter gehen. Merkel ist gut gelaunt, spricht über ihre Erfolge, die gut sind. Für Deutschland. Für Europa. Na, jetzt sag’s schon! „... und die Menschen in unserem Land.“ Na, also. Oben rechts. Bingo rückt in greifbare Nähe. Komm Angie, noch eine Phrase. Doch ihr ist nicht nach Wahlkampfrhetorik. Dafür gibt es Kai Wegener, Generalsekretär der Berliner CDU, der auch Dinge sagen darf. Dinge wie „raus zu den Menschen gehen“ und „vier gute Jahre für Deutschland“. Treffer. Knapp daneben.

SPD, Alexanderplatz

Der Bingo-Zettel der SPD
Der Bingo-Zettel der SPD

© Tagesspiegel

Endlich kommt der, auf den alle gewartet haben: Roland Kaiser.

Und dann Peer Steinbrück. Der Spitzenkandidat spricht frei über den entfesselten Finanzmarkt. „Sozial gerecht“ und „ökonomisch vernünftig“ müsse es zugehen – sein liebster Satz seit „Hätte, hätte, Fahrradkette“ und ein sicherer Treffer. Kanzler will er auch werden und die Bundesregierung ist die schlechteste seit der Wiedervereinigung. Peer, da wäre mehr gegangen. Drei Treffer und immer noch kein Bingo.

Grüne, RAW-Gelände

Der Bingo-Zettel der Grünen
Der Bingo-Zettel der Grünen

© Tagesspiegel

Jürgen Trittin, Phrasengott. Im strömenden Regen verteilt er auf starke Schultern viele Dinge, denn die können mehr tragen. Und das – das ist beim zehnten Mal, als er es sagt, klar – gibt es nur mit starken Grünen. Denn – und auch auf Katrin Göring-Eckardt ist Verlass – auf starke Grüne kommt es an. Toll. Aber insgesamt zu wenig für ein Bingo. Sagt denn hier wirklich niemand „Gewählt wird erst am Sonntag“? Kann man sich so täuschen?

Die Linke, Alexanderplatz

Der Bingo-Zettel der Linken
Der Bingo-Zettel der Linken

© Tagesspiegel

Als Gregor Gysi schließlich ankommt, gibt es nur noch einen Mann auf der Bühne, der kleiner ist als er: der hüfthohe Karl Marx aus Plastik. Ob der sich auch schon so sehr um diese Friseurin in Thüringen gesorgt hat wie die Linke? Der armen Frau muss es wirklich schlecht gehen, denn Gysi vergisst nie, sie zu erwähnen.

Und noch etwas stellt er in schöner Regelmäßigkeit klar: „Wir sind die einzige Partei, die ...“, ja was eigentlich? Na, vier Treffer im Phrasenbingo hat! Glückwunsch. Wenigstens ein Gewinner. Denn ein Bingo haben wir nicht geschafft.

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