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Berlin: Polizei befreit Entführte nach 35 Stunden

Beamten spürten 63-jährige Klavierlehrerin in Weddinger Wohnung auf Vier Tatverdächtige wurden festgenommen. Das Opfer blieb unverletzt

Ihre Entführung dauerte rund 35 Stunden. Doch gestern in den frühen Morgenstunden konnte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) die 63-jährige Klavierlehrerin Irina G. befreien. Das Opfer blieb unverletzt. Vier Tatverdächtige – drei Frauen und ein Mann – wurden festgenommen. Am Abend wurde gegen alle vier wegen „erpresserischen Menschenraubes“ Haftbefehl erlassen.

Begonnen hatte der Entführungsfall am Montagnachmittag in Zehlendorf. Die aus Russland stammende Klavierlehrerin Irina G. stieg gegen 13.30 Uhr im Vopeliuspfad aus ihrem Auto und wollte sich zu Fuß auf den Weg zur nahe gelegenen Musikschule machen, um einen Schüler zu unterrichten. Plötzlich sprachen sie zwei Frauen auf der Straße an. Wie Zeugen der Polizei später berichteten, unterhielten sich die drei Frauen zunächst ganz normal. Doch dann eskalierte die Situation. Irina G. wurde plötzlich von den zwei Frauen in ein Auto gezerrt, an dessen Steuer ein Mann saß. Die Zeugen merkten sich das Kennzeichen des Wagens und alarmierten die Polizei. Das Kennzeichen führte die Beamten auf die Spur einer 39-jährigen Türkin in Wedding. Ein SEK-Kommando drang noch in der Nacht in zwei Wohnungen in der Maxstraße und der Stettiner Straße ein. Dort wurden elf Menschen festgenommen. Doch bis auf zwei Haupttatverdächtige – die 39-jährige Türkin und ihr 42-jähriger türkischer Ehemann – wurden alle wieder entlassen. Das Opfer war nicht in der Wohnung.

Wenig später ging beim Schwiegersohn des Opfers, der in Österreich lebt, per Telefon eine Lösegeldforderung ein: Fünf Millionen Rubel, also rund 143 000 Euro, verlangten die Täter. Die Telefonüberwachungen führten die Ermittler auf eine weitere, entscheidende Spur: Ein SEK-Kommando drang daraufhin in zwei Wohnungen in der Schererstraße, ebenfalls in Wedding, ein. In einer der Wohnungen wurde eine 53 Jahre alte Ukrainerin festgenommen. In der anschließenden Vernehmung erzählte sie, dass das Opfer in einer Wohnung in derselben Straße gefangen gehalten werde. Um kurz nach Mitternacht befreiten SEK-Beamte die Entführte aus dieser Wohnung und nahmen dort eine weitere Komplizin, eine 42-jährige Türkin, fest.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mitteilten, seien die Hintergründe der Entführung noch unklar, „da diese von den Beteiligten sehr unterschiedlich beschrieben werden“, hieß es gestern. Eventuell waren angebliche Schulden das Motiv: Nach Tagesspiegel-Informationen soll die 53-Jährige vor einiger Zeit als Haushälterin für Irina G. gearbeitet haben. Ein Wahrsager soll der 53-Jährigen kürzlich erzählt haben, dass die Klavierlehrerin Schuld an ihrer Krebs-Krankheit sei. Daraufhin verlangte die Frau Geld von Irina G. Die andere Version lautet, dass die Klavierlehrerin selbst als Wahrsagerin arbeitete und die 53-Jährige ihr „Medium“ war. Für diese Tätigkeit soll sie von Irina G. aber nicht wie vereinbart bezahlt worden sein.

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