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Polizei in Berlin: Mehr Grün unterwegs

Der Polizeipräsident will sechs Abschnitte aufgeben und die Beamten auf den Straßen einsetzen. Die Anwohner und Geschäftsleute befürchten, dass ihr Kiez unsicherer wird.

Ihren Pausenkaffee müssen die Wachschützer, die am Halenseer Teil des Kurfürstendamms die Wohnung des Regierenden Bürgermeisters sichern, bald andernorts trinken. Und wo sie sich künftig vor und nach dem Dienst umkleiden sollen, sei auch noch unklar, sagt einer von ihnen. Bisher war das kein Problem, denn schräg gegenüber, am Ku’damm 142, liegt der Polizeiabschnitt 25. Doch nun will die Polizei den Standort und fünf weitere ihrer stadtweit 42 Abschnitte aufgeben. Für Wowereits Wachschützer bringt das nur kleinere Unannehmlichkeiten mit sich. Die Anwohner und Geschäftsleute hingegen befürchten, dass ihr Kiez unsicherer wird.

CDU-Fraktionschef Frank Henkel hingegen spricht von einem „Skandal“: Glietsch betreibe Sicherheitspolitik auf dem Reißbrett, und der Bürger werde die Zeche zahlen. „Die Kriminellen in der Stadt handeln doch nicht nach Ihren Einsatzplänen“, schimpfte er am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) befürchtet, dass durch die Reduzierung auf 36 Polizeiwachen die Sicherheit beeinträchtigt wird. Ein Sprecher sagte: „Schon jetzt pfeift die Polizei auf dem letzten Loch.“

Mit Protest, sobald ein Abschnitt geschlossen wird, hat Polizeipräsident Dieter Glietsch gerechnet. Doch er betonte: „Es wird keinen Sicherheitsverlust geben.“ Im Gegenteil. Durch die Zusammenlegung würden insgesamt 120 Beamte frei, die dann auf der Straße eingesetzt werden sollen. Die Stärke von insgesamt 16 160 Beamten in ganz Berlin bleibe bestehen. Die Fusion einiger Abschnitte bedeute also nicht, dass es weniger Polizisten geben wird. „Es ist eigentlich völlig egal, wo wir unsere Büros haben“, sagte ein Polizeisprecher, „denn wichtig ist, dass die Funkstreifenwagen auf der Straße sind und von dort zu den Einsätzen möglichst schnell gelangen.“ Vor allem werde die Polizei „dort mehr Personal einsetzen, wo es auch gebraucht wird“, etwa in Problembezirken wie Neukölln, Wedding und Kreuzberg. Die ganze Reform diene dazu, „bürgernäher, effektiver und effizienter“ zu werden, sagte der Polizeichef. Bis 2010 will Glietsch die sie abgeschlossen haben.

Bisher „ist es einfach ein gutes Gefühl, dass die Polizisten da sind“, sagt die Leiterin des Mema-Supermarkts neben der Polizeidienststelle. Wenn sie spätabends nach der Arbeit allein auf den Hof zu ihrem Auto gehe, seien die dort geparkten Streifenwagen ein beruhigender Anblick. Auch die beiden Verkäuferinnen im „Maximilian“-Imbiss wissen die Nähe zur Polizei zu schätzen, schließlich „haben wir bis ein Uhr früh geöffnet“.

Noch ist die Gegend alles andere als ein Kriminalitätsbrennpunkt. „Hier passiert eigentlich wenig“, sagt Gundolf Schulz, der zwei Häuser vom Polizeiabschnitt entfernt wohnt. Allerdings seien in der Tiefgarage seines Mietshauses früher häufig Autos aufgebrochen worden. Damit war es vorbei, als das scharf bewachte türkische Generalkonsulat vor einigen Jahren neben den Polizeiabschnitt zog. Das Konsulat ist mittlerweile aber umgezogen. Wenn nun auch noch die Polizei ihren Abschnitt räume, könnten wieder unruhigere Zeiten anbrechen, fürchtet Schulz. In jedem Fall „ist die gefühlte Sicherheit weg“.

Die Mitarbeiterin eines Sonnenstudios und der griechische Wirt der „Taverna Makis“ sagen, sie hätten die Dienste des Polizeiabschnitts noch nie benötigt. Aber auch sie finden die Schließungspläne „nicht gut“. Immerhin könnten sie sich ja ersatzweise an die zwei Wachschützer vor Wowereits Wohnung wenden, glauben sie. Das ist allerdings ein Irrtum, denn die Aufpasser sind für kriminelle Vorfälle nicht zuständig und dürfen ihren Platz nicht verlassen. Allenfalls können sie Kollegen per Funk informieren. Der westliche Ku’damm „ist eine völlig normale Wohngegend“, sagt Martin Große vom Abschnitt 25, auf dem 175 Beamte ihren Dienst tun. Seit 14 Jahren arbeitet der 38-Jährige dort. Wo er künftig eingesetzt wird, ist unklar. „Es gibt noch keine Planung.“ Die nächstgelegenen Abschnitte sind an Rudolstädter Straße, Kaiserdamm und Bismarckstraße.

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