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Berlin: Polizei schweigt zu mysteriöser Entführung

Die Polizei kommuniziert offenbar bereits seit einigen Wochen über den ARD/ZDF-Videotext mit Verbrechern wegen eines Entführungsfalls. Wie berichtet, waren am Sonntagabend auf Texttafel 580 mysteriöse Botschaften und Fragen an die Verbrecher zu lesen, die jedoch seit Montagmittag nicht mehr gesendet wurden.

Die Polizei kommuniziert offenbar bereits seit einigen Wochen über den ARD/ZDF-Videotext mit Verbrechern wegen eines Entführungsfalls. Wie berichtet, waren am Sonntagabend auf Texttafel 580 mysteriöse Botschaften und Fragen an die Verbrecher zu lesen, die jedoch seit Montagmittag nicht mehr gesendet wurden. Es ging dabei um Bedingungen des Austauschs von "wertvoller Ware". Ob und wann der Nachrichtenaustausch fortgesetzt wird, sei unklar, hieß es gestern in der Videotext-Redaktion, die im Hause des SFB beheimatet ist.

Die Polizei gibt aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte über den Kriminalfall. Eine Berliner Polizeisprecherin sagte auf Nachfrage, der Fall spiele nicht in unserer Stadt: "Wir wissen jedenfalls von nichts, wenden Sie sich ans Bundeskriminalamt in Wiesbaden." Dort wiederum wurde um Verständnis für die Nachrichtensperre gebeten.

Im Internet wird schon seit zwei Wochen über den Entführungsfall gerätselt, teilten Tagesspiegel-Leser mit. Man habe die Videotexttafel 580 aufgerufen, um Nachrichten über Computer zu lesen und dann erstaunt die anonymen Polizei-Botschaften entdeckt. Die Textseite 580 ist laut Videotext-Inhaltsverzeichnis zwar Computer-Nachrichten vorbehalten, dieser Service wird jedoch nicht immer angeboten.

Nach Auskunft des Leiters der ARD/ZDF Videotextzentrale, Alexander Kulpok, ist es nicht das erste Mal, dass über Videotext Kontakt mit Verbrechern gehalten wird. Anfang der neunziger Jahre sei das Medium für Nachrichtenaustausch genutzt worden, als jemand mit einem "nuklearen Anschlag" gedroht hatte.

Bei Entführungsfällen der Vergangenheit sind Nachrichten zwischen Entführern und Angehörigen der Opfer oder Polizei vielfach über anonyme Kleinanzeigen in Zeitungen ausgetauscht worden. Unter der Rubrik "Hamburger Grußpost" kommunizierte die Familie des 1996 entführten Jan Philipp Reemtsma zum Beispiel wochenlang mit den Entführern in der "Hamburger Morgenpost". Dabei tauchte immer wieder die Aufforderung "Bitte melde Dich" auf". Der Ton der Familie wurde immer verzweifelter, "Ich mach doch alles, was Du willst", hieß es später. Reemtsma kam schließlich nach 33 Tagen Gefangenschaft frei.

bk

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