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Berlin: Polizei sucht Baby im Steglitzer Stadtpark

Ein besorgter Spaziergänger löst Großeinsatz aus, ein Kind wird dabei aber nicht gefunden

Ein mitgehörtes Gespräch und ein herrenloser Kinderwagen haben am Mittwoch im Stadtpark Steglitz einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Auf der Suche nach einem Baby durchstreiften am Nachmittag 100 Beamte das 17 Hektar große Gelände mit Spürhunden, Taucher durchsuchten Teiche. Bereits in der Nacht zuvor hatten etwa 50 Polizisten mit Hunden, Tauchern und einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera erfolglos die Grünanlage zwischen Sedanstraße und Albrechtstraße durchkämmt.

Grund für die Suchaktion war der Anruf eines Spaziergängers bei der Polizei am Dienstagabend. Gegen 23 Uhr hatte der 44-Jährige zufällig ein Gespräch mehrerer Personen am Ententeich belauscht, in dem es offenbar darum ging, wie sie ein Baby loswerden könnten, sagte ein Polizeisprecher. „Wir können doch das Kind hier nicht so liegen lassen“, will der Mann gehört haben. In der Dunkelheit konnte der Anrufer die Personen nicht erkennen, fand aber in der Nähe einen leeren Kinderwagen, woraufhin er die Polizei alarmierte. Am Mittwochnachmittag entdeckten die Beamten außerdem einen Babyschnuller an einer Parkbank. Ob er etwas mit dem herrenlosen Kinderwagen zu tun hat, müssten DNA-Untersuchungen klären, sagte ein Polizeisprecher. Abgesehen von dem Schnuller blieb die Suche der Polizei bis zum frühen Abend ergebnislos und wurde beendet, die Ermittlungen gehen aber weiter. Die Beamten fanden weder ein Baby noch andere Hinweise auf dessen Verbleib oder den Besitzer des roten Kinderwagens. Dass der Wagen entsorgt wurde, glaubt die Polizei nicht. Er sei noch recht neu und zu teuer, um einfach weggeworfen zu werden. Die Beamten suchen nun den Besitzer, um herauszufinden, wie der Wagen in den Park gelangte und ob er gestohlen wurde.

Ein Baby wurde seit Dienstag nicht als vermisst gemeldet, heißt es bei der Polizei. Grund, an der Aussage des 44-jährigen Anrufers zu zweifeln, gebe es nicht, der Zeuge werde als glaubhaft eingestuft. Normalerweise aber verhielten sich Personen, die über ein Verbrechen sprächen, eher leise, bestätigte der Sprecher. Das legt die Vermutung nahe, dass der Zeuge sich schlicht verhört haben könnte oder dass die Unbekannten absichtlich jemanden in die Irre führen wollten. Dennoch habe der Anrufer richtig gehandelt, indem er sich an die Polizei wandte. „Wir nehmen solche Anrufe sehr ernst“, sagte der Sprecher.

Spaziergänger und Jogger schauten am Mittwoch überrascht auf die anrückenden Polizisten. Das Gerücht von dem verschwundenen Baby machte schnell die Runde. „Ich bin sprachlos“, sagte eine 59-jährige Läuferin, „so eine mögliche Katastrophe macht den Park unsicher.“ Dennoch dürfe er nicht abgesperrt werden wie der Britzer Garten, sondern solle für alle geöffnet bleiben. Eine 40-jährige Mutter schob ihre sieben Monate alte Tochter im Kinderwagen an einem Tümpel vorbei. „Wer geht denn spät abends mit dem Kind in den Park?“, fragte sie. Von der Brücke des Ententeichs, nur wenige Meter neben dem Fundort des Kinderwagens, steht ein 33-Jähriger aus Neukölln mit seinem neun Monate alten Sohn. Von dem möglichen Verbrechen hat er im Radio gehört. „Das ist schrecklich, das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn es einen nicht betrifft“, sagte er. „Ich fühle mich wie in einem schlechten Film.“ Christoph Spangenberg

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