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Berlin: Polizei vermutet, dass Mann seine Mutter und sich selbst tötete

Achter Stock in einem Plattenbau an der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg: Am frühen Nachmittag riegeln zwei Schutzpolizisten die Wohnung 0804 ab. Handwerker heben eine durchgesägte Tür aus den Angeln, an der Blut klebt.

Achter Stock in einem Plattenbau an der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg: Am frühen Nachmittag riegeln zwei Schutzpolizisten die Wohnung 0804 ab. Handwerker heben eine durchgesägte Tür aus den Angeln, an der Blut klebt. Feuerwehrmänner haben sie in den Morgenstunden mit einer Motorkettensäge geöffnet. Hinter ihr wurden gegen 9.20 Uhr die zwei Mieter der Wohnung tot gefunden, eine 67-jährige Rentnerin und ihr 48-jähriger Sohn. Die Frau war blutüberströmt, wies mehrere Stichverletzungen im Oberkörper auf. In der Nähe der Frau lag die Leiche ihres Sohnes. An ihm fand die Kriminalpolizei Schnittverletzungen am Hals und am Unterarm.

"Offenbar hat er sie sich selbst zugefügt", sagte ein Polizeisprecher. Wahrscheinlich habe der Sohn erst seine Mutter und dann sich umgebracht. Das vermute die Kripo "nach den ersten am Tatort gewonnenen Erkenntnissen". Hinweise auf Dritte, Einbruch oder Raubmord hätten ihr gestern Nachmittag nicht vorgelegen. Aufmerksam gemacht hatte Feuerwehr und Polizei eine Kusine, die die beiden besuchen wollte und ein Unglück vermutete, nachdem niemand öffnete. Als mögliche Tatwaffen stellte die Polizei zwei Messer sicher.

Mittags werden die Toten von der Gerichtsmedizin abgeholt. Eine Handvoll Journalisten befragen am Hauseingang Nachbarn, ein Fernsehteam macht Aufnahmen. "Sehr sehr ruhige Leute - die Frau war sehr nett", sagt eine 47-Jährige, die die Rentnerin von der Straße kannte. Am Montag habe sie den Sohn noch mit einer Einkaufstüte in der Hand auf der Straße getroffen. "Gar nicht verständlich, wie das passieren konnte", sagt ihre 56-jährige Begleiterin. "Eine komische Sache."

Der Sohn wohnte seit Jahren wieder bei seiner Mutter, heißt es bei anderen Nachbarn. Die Frau habe zu den ersten Mietern des Plattenbaus aus den 70er Jahren gezählt, sie habe bei einem DDR-Verlag gearbeitet und sei nach der Wende in Ruhestand gegangen. Der Sohn sei arbeitslos gewesen. Die Polizei will einen "akuten psychischen Defekt" bei ihm nicht ausschließen. Unter den Nachbarn konnte sich gestern niemand ein Motiv vorstellen. Die Kripo ermittelt weiterhin.

Tobias Arbinger

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