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Absteigen bitte.

© Langer

Polizisten kontrollieren Radfahrer am Alex: Auf dem Bürgersteig über Rot

Bei Rot über die Ampel oder Fahren auf dem Bürgersteig: Am Alexanderplatz kontrollieren zwei Polizisten verkehrssündige Fahrradfahrer. Und die sind empört, dass sie für ihr Vergehen zahlen sollen.

Sie versucht sich noch herauszureden. „Ich bin nicht über Rot gefahren!“, sagt die Radfahrerin. „An welcher Ampel soll das denn gewesen sein?“ Vergeblich. Ungerührt bittet sie Polizist Denny Schewe, ihm doch mal bitte den Personalausweis zu zeigen. „Das ist doch nicht ihr Ernst“, ruft die junge Frau empört. Es hilft nichts. In zwei Wochen wird sie Post bekommen: 45 Euro kostet die „Missachtung des Rotlichts an der Ampel“, wie es das Bußgeldkatalog-Deutsch nennt. Wenn die Ampel länger als eine Sekunde rot war oder andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden, kann es noch deutlich teurer werden.

Seit Beginn der Woche läuft die Polizeiaktion „Sicher mit dem Rad in der Innenstadt unterwegs“. Bis zum 26. April werden zwischen der Karl-Liebknecht- Straße, dem Strausberger Platz, dem Potsdamer Platz und der Wilhelmstraße Polizisten auf Fahrrädern unterwegs sein, die das Fahrverhalten der radelnden Berliner genau beobachten.

Claudius Lehmacher ärgert sich. „Von dem Geld hätte ich schön mit meiner Frau essen gehen können“, sag der 41-Jährige. Er wollte die Kreuzung Alexanderstraße, Grunerstraße in Mitte auf dem Fußgängerweg überqueren – allerdings per Fahrrad. Auf der Fußgängerinsel zwischen dem brausenden Verkehr haben ihn die zwei Polizisten angehalten. Wie viel ihn das kostet, hat er gar nicht erst gefragt, „das ist doch jetzt sogar noch teurer geworden.“ Der Künstler, der seit zehn Jahren in Berlin lebt, findet es schade, dass die Null-Toleranz-Mentalität hier zunehme. „Gerade jetzt, wo endlich mal der Frühling kommt, hätte doch eine freundliche Verwarnung gereicht, anstatt gleich Bußgelder zu verteilen“, sagt Lehmacher. „Der Polizei ist das doch eigentlich egal, ob ich einen Unfall baue, die wollen bloß Geld verdienen.“

So langsam wird es voll auf der kleinen Verkehrsinsel am Alex, Denny Schewe und seine Kollegin, beide in dunkelblauer Polizei-Kluft, ausgestattet mit dunkelblauen Mountain-Bikes, weißen Fahrradhelmen und einer ordentlichen Portion freundlicher Geduld, haben gut zu tun.

„Unmöglich! Und dafür werden unsere Steuergelder ausgegeben!“ empört sich Werner Pohl. Ihm ist Ähnliches passiert wie Lehmacher: Auf dem Bürgersteig über die Ampel. „Das machen doch alle“, schimpft der 58-Jährige. „Achtzig Prozent der Radfahrer fahren auf dem Bürgersteig.“ Auch wenn diese Zahl keine wissenschaftliche Grundlage hat, behauptet Werner Pohl: „Wir Radfahrer nehmen doch Rücksicht auf die Fußgänger.“ Für technische Kontrollen habe er ja noch Verständnis, aber diese Aktion verstehe er nicht. Die Polizisten lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und wünschen „Trotzdem einen schönen Tag“.

Er spreche kein Deutsch, entschuldigt sich der Radfahrer auf Englisch, den Denny Schewe und seine Kollegin auf dem Bürgersteig in der Grunerstraße anhalten.„In Italien ist das erlaubt, und hier kenn ich die Regeln nicht“, versucht sich der 24-jährige Berlin-Tourist Daniele Russo herauszureden, der das Rad für einen Kurztrip gemietet hat. Doch die Polizisten bleiben unnachgiebig.

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