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Berlin: Pommes mit Mayo – und Aussicht

Eigentlich ist die Currywurstbude am Hauptbahnhof nur ein Rohr aus Beton Doch es lässt sich mit Leben füllen – und mit Geschäftsideen

Bei Dingen mit einem Doppel-X im Namen kann etwas Skepsis erfahrungsgemäß nicht schaden. Und wenn sie dann auch noch mit einem Doppel-B anfangen… – einerseits. Andererseits ist an diesem Mittwochmorgen Berlins oberster Tourismuswerber Hanns Peter Nerger persönlich zum Hauptbahnhof gekommen. Gefeiert wird die Bboxx (sprich: Biebox), die in Berlin erfunden wurde und jetzt auch mit Dachterrasse zu bekommen ist. „Zuerst dachte ich, oh Gott, noch ’n Kiosk“, sagt Nerger, aber nun sei es ja doch „eine tolle Sache geworden“.

Was optisch wie eine adipöse Litfaßsäule wirkt, ist technisch betrachtet ein knapp drei Meter langes, hochkant gestelltes Betonrohr mit Deckel und zwei großen seitlichen Öffnungen. Durch die eine geht der Bboxxbetreiber morgens rein und abends raus, durch die andere verkauft er in der Zwischenzeit beispielsweise Currywurst. Mit etwa sechs Quadratmetern Grundfläche ist die runde Box nicht nur ein idealer Arbeitsplatz für Kleinunternehmer, sondern auch kompakter als ein konventioneller Imbisswagen – und weitaus ansehnlicher. Das hat handfeste Vorteile. „Der Witz ist, dass man eine Stadt leichter zu einer Genehmigung überreden kann“, sagt Anselm Franz, Geschäftsführer der Bboxx GmbH. Dass das wegen seiner hohen ästhetischen Ansprüche gefürchtete Bezirksamt Mitte am Hauptbahnhof gleich ein ganzes Rudel der Boxen genehmigt hat, gibt ihm offensichtlich Recht. Das Portfolio hier an der Invalidenstraße reicht von der Dönerbox über einen Gemischtwarenkiosk, einen frisch pressenden Saftladen und Currywurstbox bis zur Subway-Sandwich-Manufaktur. Komplett wird der Service durch eine dahinter stehende Toilettenbboxx, ebenfalls mit Dachterrasse. Wer die Wendeltreppe hinaufgestiegen ist, genießt einen überraschend reizvollen Blick aufs Getümmel ringsum; etwa wie aus dem Oberdeck eines Busses, nur eben in alle Richtungen. Ein Standortvorteil, keine Frage.

Franz berichtet von bisher 47 Boxen, 42 davon in Berlin. Potenzial sieht er für mindestens 250 weitere. Neu seien zwei Exemplare in London, die als Raucherinseln dienen. Und das Allerneueste werden die Boxen, die nach Auskunft von Franz im Sommer an den Stränden von Usedom und Sylt aufgestellt werden sollen: Unten wird Langnese-Eis verkauft, oben sitzt ein von der Eisfirma gesponsorter Rettungsschwimmer.

Hinter der Erfindung stecken dieselben Leute, die auch die Velotaxis konstruiert haben. Rund 1000 Euro Monatsmiete nehmen sie für eine Box, die es übrigens auch eckig gibt. Sie lässt sich auch kurzfristig für sogenannte Events mieten, zumal sie ja schnell da und per Lkw und Kranhaken auch schnell wieder weg ist. So wie es aussieht, wird sie aber eher länger bleiben – und sich vermehren.

Weitere Informationen im Netz:

www.bboxx.de

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