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Berlin: Pomp auf Pump

Der Hochstapler Michael A. steht vor Gericht

Ein junger Reisender, ohne festen Wohnsitz, aber mit Hang zum Luxus: Michael A. (31) quartierte sich in aller Welt in den besten Hotels ein, trug teure Anzüge und ließ edlen Wein kommen. Mal gab er sich als Sony-Manager aus, dann als UN-Botschafter oder American-Express-Vertreter. Doch das süße Leben wird für Michael A. bitter nachschmecken: Seit Januar sitzt er im Gefängnis, Freitag beginnt gegen ihn und zwei mutmaßliche Komplizen der Prozess vor dem Berliner Landgericht.

Drei Dinge braucht ein Mann wie Michael A. offenbar: Eine luxuriöse Unterkunft, ein wenig Naschwerk und das passende Bargeld. Die Luxushotels narrte der 31-Jährige immer nach demselben Prinzip: Sein Zimmer reservierte er im Four Seasons, Grand Hyatt oder Ritz Carlton unter fremden Namen und zu Lasten fremder Kreditkarten. Erst mal eingecheckt, behauptete Michael A., bestohlen worden zu sein und ließ sich von der Rezeption mit Bargeld aushelfen. 9000 Euro in Reiseschecks ergaunerte Michael A. beispielsweise, indem er sich als Amex-Mitarbeiter ausgab und sich mal von einem schottischen, mal von einem rumänischen Unternehmen angeblich doppelt ausgefertigte Reiseschecks zuschicken ließ. Für seine Ess- und Weinkörbe, die er sich bestellte, halfen dann wieder die Hotels aus – sie alle warten bis heute auf ihr Geld. Um rund 46 000 Euro soll Michael A. Luxushotels allein in Deutschland betrogen haben.

Es ist eine bunte Nationalitätengemeinschaft, die sich auf der Anklagebank versammelt: Michael A., dem amerikanisch-irakischen Staatsbürger, droht theoretisch für jede seiner 32 angeklagten Betrügereien eine Gefängnisstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Seine Komplizen, der Deutsche Paul N. (24) und der Türke Senih G. (27), dürften wesentlich billiger davonkommen: Sie sollen diverse Male als Kurier oder Fahrer aufgetreten sein. Es dürfte noch etwas dauern, aber dann wird Michael A. wieder abheben, als Gefangener allerdings. Denn in Frankreich, den USA, Belgien, Großbritannien, Niederlanden und Singapur wird noch nach dem 31-Jährigen gefahndet. „Das Auslieferungsbegehren von Frankreich wurde bereits bewilligt“, sagt Michaela Blume.

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