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Die Biosphären-Halle in Potsdam. Die Stadt Potsdam möchte sie nun erhalten.

© Manfred Thomas

Potsdam: Biosphäre soll erhalten bleiben

Potsdam will die stark defizitäre Biosphäre erhalten. Ab Juni soll in einem EU-weiten Wettbewerbsverfahren ein privater Betreiber gefunden werden.

Das lange Hin und Her um die Zukunft der stark defizitären Biosphären-Halle in Potsdam ist beendet: Die Stadt will sich offenbar in ihr Schicksal fügen und die Halle, in der man eine geheimnisvolle Tropenwelt erleben kann, noch jahrelang weiter öffentlich alimentieren – anfangs mit 1,9 Millionen Euro pro Jahr. Dies sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch.

Ab Juni soll in einem EU-weiten Wettbewerbsverfahren ein privater Betreiber gefunden werden, der ab 2018 die Halle übernehmen könnte. Bis Dezember strebt die Stadt eine Entscheidung an. Die Halle soll für 20 Jahre vergeben werden.

Vor dieser Kehrtwende hatte die Stadt viele Varianten für andere Nutzungsmöglichkeiten vergeblich geprüft. Aber sowohl eine Schule als auch eine Mehrzweckhalle, ein Jugendklub oder ein Domizil fürs Naturkundemuseum erwiesen sich als unwirtschaftlich. Die Biosphäre war zur Bundesgartenschau 2001 im Bornstedter Feld errichtet worden.

Stadtverordnete sollen am 3. Mai über die neuen Pläne abstimmen

Nun sollen die Stadtverordneten am 3. Mai über die neuen Pläne der Verwaltung abstimmen. Diese sehen vor, die Biosphäre als „modifizierte Tropenhalle“ mit umfangreicherer Gastronomie weiter zu betreiben. Die Halle soll auf die Betreibergesellschaft übertragen werden. Um Grundstücksspekulationen zu verhindern, soll die Nutzung für Freizeit und Touristen festgeschrieben werden. Die etwa 40 bestehenden Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. „Ich finde, das ist ein wunderbares Angebot für die Potsdamer sowie unsere Gäste“, sagte Jakobs.

Die Biosphäre sei als außerschulischer Lernort aber auch als tropische Eventlocation äußerst beliebt. 2016 wurden mehr als 151.000 Besucher gezählt. Allerdings reichte das nicht aus, um den Bau wirtschaftlich zu betreiben. Jährlich fließen rund 1,5 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt in die Halle. Wegen der Folgekosten landete die Biosphäre bereits im Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds.

Ein künftiger Betreiber soll es leichter haben. Denn Ende November läuft die Zweckbindung der Fördermittel aus, die einst den Bau ermöglichten. Damit entfallen auch Nutzungsbeschränkungen. So können bisher nur zahlende Besucher der Tropenhalle die Gastronomie nutzen. Eine Öffnung zum Volkspark soll mehr Gäste anlocken. Außerdem sollen in der Orangerie mehr kommerzielle Veranstaltungen stattfinden. Im Rathaus hofft man so auf wachsende Rentabilität.

Fassade muss für 6,5 Millionen Euro saniert werden

Falls die Suche nach einem privaten Betreiber erfolglos bleibt, muss wohl weiterhin eine Tochter der kommunalen Immobilienholding „Pro Potsdam“ herhalten. Anders als bisher würde sie aber langfristig beauftragt. Klar ist schon jetzt: Erst mal kostet die Halle noch mehr Geld. Die Fassade muss für 6,5 Millionen Euro saniert werden. Weitere nötige Investitionen erfordern zusätzlich 3,5 Millionen Euro.

Ein Abriss würde nur etwa zwei Millionen Euro kosten. Aber dann wäre der Nutzen dahin. „Das wäre eine unpolitische Entscheidung“, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Wenn man ein Gebäude abreiße, das einst für 29 Millionen Euro öffentlicher Gelder – 21,5 Millionen davon waren Fördermittel des Landes – errichtet wurde, würde sich die Stadt zu Recht im Schwarzbuch der Steuerzahler wiederfinden. Außerdem subventioniere Potsdam ja auch andere Kultureinrichtungen. In einer ersten Reaktion erklärte die CDU, das Ziel, die Halle zu erhalten, werde man unterstützen.

Marco Zschieck

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