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Potsdam: Weltkriegsbombe wurde entschärft

In Potsdam wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. In der Nähe des Hauptbahnhofs lief die größte Evakuierung in der Nachkriegsgeschichte Potsdams.

Potsdam - Die Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Potsdam ist entschärft worden. "Nach der langwierigen Evakuierung war der Sprengmeister nur eine Stunde mit der Sprengbombe beschäftigt", sagte Stadtsprecherin Regina Thielemann. Wegen der Bombenentschärfung hatten am Morgen rund 12.000 Menschen ihre Wohnungen und Büros verlassen müssen. Es war die bislang größte Evakuierung in der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Ab 13.30 Uhr wurden alle Sperrungen wieder aufgehoben. Die Züge am Hauptbahnhof sowie Busse und Straßenbahnen fuhren wieder. Alle Bewohner des Sperrgebietes im und um den Stadtteil Zentrum-Ost konnten wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Hitze und der notwendige Transport vieler alter Menschen hatten den Beginn der Entschärfung der Bombe in der Lotte-Pulewka-Straße verzögert.

Großaktion Evakuierung

Zwischenzeitig schien Brandenburgs Landeshauptstadt aus zwei unterschiedlichen Städten zu bestehen. Die eine war hektisch und laut, die andere ausgestorben und gespenstisch still. Der Hauptbahnhof war ab 7.30 Uhr geräumt worden, ab 9.00 Uhr fuhren keine Züge mehr. Zahlreiche Straßen waren gesperrt. Auch die Büros von Staatskanzlei sowie Justiz- und Wirtschaftsministerium blieben dicht. Die Mitarbeiter hatten frei.

Kurz nach 7.00 Uhr am Morgen hatten sich die ersten von 200 Helfern auf den Weg in die Wohngebiete gemacht. Sie sollten sicherstellen, dass alle Bewohner ihre Häuser verließen. Schon am Donnerstag hätten sie überall Informationszettel verteilt und an den Haustüren befestigt, sagte Eyk Rothe vom Potsdamer Ordnungsamt. Am Donnerstag hatte der junge Mann als einer der ersten die Fünf-Zentner-Bombe gesehen. "Da lag sie oben auf dem Boden und schaute recht imposant aus", erzählte Rothe und zeigte stolz ein Foto der Bombe auf seinem Handy.

Horst Reinhardt vom Kampfmittelbeseitigungsteam des Landes Brandenburg war noch besser informiert: "Es handelt sich um eine englische Sprengbombe vom Typ GP 250. Bei einer Detonation kann ein Krater von zehn Metern Breite und vier Metern Tiefe entstehen". Der Sperrradius war am Freitag größer als bei bisherigen Aktionen. Das habe daran gelegen, dass es am Fundort keine natürlichen Schutzwände gegeben habe.

Evakuierung für manche unerwartet

Doch bevor die Arbeit an der Bombe beginnen konnte, mussten sich alle Bewohner außerhalb des Sperrgebietes befinden. Die meisten verließen freiwillig ihre Wohnungen. Sie wussten längst genau, um was es ging. "Das geschieht zu unserer Sicherheit. Außerdem ist das für mich Routine. Ich erlebe so eine Evakuierung schon zum vierten Mal", sagte Heidemarie Mach.

Andere waren dagegen weniger begeistert von der morgendlichen Störung. Bäckerin Kathrin Schulze von der Landbäckerei Falkenrehde hatte erst am frühen Morgen von dem Bombenfund erfahren. Es sei schon alles sehr kurzfristig. "Jetzt stehe ich hier mit meinen Backwaren und alles ist umsonst, weil ich gleich wieder weg muss", sagte Schulze resigniert. Kurz vor ihrer Abfahrt um 8.30 Uhr konnte sie noch einige Brote an eine Anwohnerin verkaufen.

Zu diesem Zeitpunkt waren Ines Koch und Uta Jahn von der Straßenverkehrsbehörde schon viele Treppen auf und ab gelaufen. Sie halfen mit bei der Evakuierung. Freundlich und motiviert forderten sie die letzten Potsdamer auf, sich zu beeilen. Doch einige konnten und wollten nicht. In den Plattenbauten des Zentrums Ost wohnen viele alte Menschen. Sie mussten von den diversen Fahrdiensten abgeholt und zu den Sammelstellen im Alten Rathaus und im Bürgerhaus am Schlaatz gebracht werden.

Alte und Kranke brauchten Hilfe

"Mein Mann hat Parkinson, der kann nicht so weit laufen. Und die Busse fahren schon seit 8 Uhr nicht mehr", klagte Erika Schulz. An mehreren Haustüren musste sogar die Polizei klingeln und Druck auf die Mieter ausüben. Ursprünglich sollte die Entschärfung um 10.00 Uhr beginnen. Doch durch die Hitze und die vielen notwendigen Transporte verzögerte sich der Zeitpunkt um mehr als zwei Stunden.

Karin Thiele vom Ordnungsamt blieb trotzdem ganz ruhig. Sie leitete routiniert eine der Räumungsgruppen. "Es ist ein Gebiet, wo viele Menschen wohnen. Das dauert", sagte Thiele und kümmerte sich um eine verwirrte Frau, für die sie einen Krankentransport anforderte. Irgendwie freute sich Thiele schon auf den Abschluss der Evakuierung. Wenn fast keiner mehr im Sperrgebiet sei, gebe es die totale Stille. (Von Nadine Schimroszik, ddp)

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