zum Hauptinhalt
Es wird eng. Mehr als 700 Sitzplätze mehr hat nun der Bundestagsplenarsaal.

© dpa

Präsidentenwahl: Noch in Übung

Essen, Trinken, Sitzplätze für alle: Die Bundespräsidentenwahl ist gut vorbereitet, obwohl den Organisatoren dafür nur 30 Tage blieben.

Von Sandra Dassler

„Ein Glück, dass die letzte Wahl erst ein gutes Jahr zurückliegt“, sagt Christian Hoose mit einem kleinen Dankesseufzer. Den bezieht der Sprecher des Deutschen Bundestags natürlich nicht auf den überraschenden Rücktritt Horst Köhlers, sondern allein darauf, dass es ein Kraftakt ist, eine Bundespräsidentenwahl – wie von der Verfassung vorgeschrieben – in nur 30 Tagen vorzubereiten: Fast alle der rund 200 Mitarbeiter, die schon die Wahl im Mai 2009 organisierten, seien noch da und können von ihrer Erfahrung profitieren. Was sehr hilfreich sei, sagt Hoose.

Die Herausforderungen beginnen schon damit, dass am morgigen Mittwoch um 12 Uhr mittags jede Wahlfrau und jeder Wahlmann einen Platz haben muss. Dazu wurde der Plenarsaal des Bundestages komplett umgebaut, weil hier sonst nur 622 Abgeordnete sitzen. Die Bundesversammlung, die den Präsidenten wählt, hat doppelt so viele Mitglieder wie der Bundestag. Hinzu kommen noch 89 Ersatzdelegierte. Macht summa summarum 1333 Sitze. Hinzu kommen die Wünsche der Fraktionen, bestimmte Personen ihrer Wahl angesichts des Medieninteresses weit vorn zu platzieren.

Apropos Medieninteresse. Das ist entgegen der Erwartung vieler nicht größer als sonst. Etwa 1000 Journalisten haben sich rund um den Reichstag akkreditiert, die meisten sind aus Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Die Gesamtkoordinierung übernimmt das Logistik-Referat des Bundestages. Die Mitarbeiter sorgen unter anderem dafür, dass die Versorgung der Akteure gesichert ist. Immerhin dauert ein Wahlgang erfahrungsgemäß zwei bis zweieinhalb Stunden. Eventuell gibt es einen zweiten und einen dritten Wahlgang, eventuell beraten dazwischen noch die Fraktionen – da muss für Getränke, Essen, frische Luft und manches mehr gesorgt sein.

Auch für die Sicherheit: Deshalb dürfen ab dem heutigen Dienstag, 12 Uhr, bis zum 1. Juli keine Touristen mehr in die Reichstagskuppel. Auch am Wahltag sind Besuche im Reichstag nicht möglich. Selbst Bundestagsmitarbeiter, die an diesem Tag nicht unbedingt gebraucht werden, dürfen nicht ins Gebäude. Für entsprechende Kontrollen ist die Polizei des Bundestages zuständig, für die Absicherung draußen die Landespolizei. Die kümmert sich auch um die Verkehrssperren, so ist seit gestern bereits die Scheidemannstraße gesperrt. Da diese quasi in die WM-Fanmeile übergeht, müssen West-Ost-Pendler den nördlichen Umweg über Hauptbahnhof oder den südlichen über Potsdamer Platz finden.

Nur die Wahlfrauen und -männer dürfen sich auf keinen Fall verlaufen. Deshalb treffen sich viele Landtagsfraktionen schon Dienstagabend. Aber nur ganz böse Zungen behaupten, dass der ökumenische Gottesdienst vor der Präsidentenwahl in der St. Hedwigs-Kathedrale vor allem auch dem Zusammenhalten der Schäfchen diene. Sandra Dassler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false