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Berlin: Prager Platz: Letzte Kriegslücke wird geschlossen

Zwei Jahrzehnte lang scheiterten alle Pläne zur Schließung der letzten Kriegslücke am Prager Platz - doch nun rücken die Bagger an. Heute um 10 Uhr legen die Firma Trigon und Partnerunternehmen den Grundstein für eine Blockbebauung mit der Ladenzeile "Prager Passage", dem Fitness- und Wellnesszentrum "Healthland" und der Seniorenwohnanlage "BellApart Residenz".

Zwei Jahrzehnte lang scheiterten alle Pläne zur Schließung der letzten Kriegslücke am Prager Platz - doch nun rücken die Bagger an. Heute um 10 Uhr legen die Firma Trigon und Partnerunternehmen den Grundstein für eine Blockbebauung mit der Ladenzeile "Prager Passage", dem Fitness- und Wellnesszentrum "Healthland" und der Seniorenwohnanlage "BellApart Residenz". Schauspielerin Hildegard Knef, die in der Nähe wohnt, signiert eine Bauzaunplatte. Das siebenstöckige Gebäude erhält eine überwiegend aus Sandstein gestaltete Fassade, einen Turm an der Prager Straße und eine Tiefgarage mit 243 Plätzen. Das 130-Millionen-Mark-Projekt soll im Frühjahr 2002 fertig sein. In den Vorjahren hatte ein Autohändler die Fläche genutzt.

Das ursprüngliche Rondell mit sieben Eckbekrönungen war 1907 beim Bau des Bayerischen Viertels entstanden. Vor dem ersten Weltkrieg und in den 20er Jahren wohnten am Platz und in dessen Nähe viele Künstler, Schauspieler und Schriftsteller wie Marlene Dietrich, Else Lasker-Schüler, Walter Benjamin, Bertolt Brecht, Klaus und Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Erich Kästner. Im einstigen Lokal "Prager Diele" an der Ecke Prinzregentenstraße trafen sich vor allem russische Intellektuelle, darunter Vladimir Nabokov, Boris Pasternak und Maxim Gorki. Wegen des hohen jüdischen Bevölkerungsanteils wurde der Kiez auch als "Jüdische Schweiz" von Berlin bezeichnet; an die Judenverfolgung zur Nazizeit erinnern heute Tafeln in den Straßen des Viertels.

Nach der fast völligen Zerstörung des Platzes im Zweiten Weltkrieg entstanden einzelne Häuser auf der Südseite. Für den Nordteil entwarfen die Architekten Gottfried Böhm (Köln) und Rob Krier (Wien) 1978 ein Konzept, das sie zur Internationalen Bauausstellung 1987 wieder aufnahmen. Geplant war ein Gebäude-Ensemble mit Hallenbad, Bücherei, Volkshochschule und Sozialwohnungen. Doch zur Umsetzung fehlte das Geld. 1996 startete ein Investorenauswahlverfahren, das die Trigon gewann.

Der neue Entwurf stammt von den Architekten Pächter & Partner sowie Bassenge, Puhan-Schulz, Heinrich und Schreiber. Die zweigeschossige Ladenpassage ist schon zu 81 Prozent vermietet - unter anderem an einen Supermarkt und weitere Lebensmittelhändler, ein Restaurant, eine Drogerie und einen Friseur. 4800 Quadratmeter im ersten und zweiten Stock wird das Fitnesszentrum mit einem 25-Meter-Schwimmbecken belegen. Die Seniorenresidenz umfasst 140 Wohnungen mit ein bis drei Zimmern, dazu 26 Einzelzimmer in einer Pflegestation, einen Wohnbereich für Demenzkranke und eine Dachterrasse (Auskünfte unter Telefon 0180 100 800 08). Die Trigon entwickelte das Projekt, Investor ist eine Tochterfirma der VGH Versicherungen Hannover und der Westfälischen Provinzial Feuersozietät. In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatten vor allem die Grünen architektonische Details kritisiert. Dass die Baulücke endlich verschwindet, begrüßen jedoch alle Parteien.

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