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Berlin: Preiswerter Golfplatz

Verkauf in Wannsee im Parlament umstritten

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Verkauf eines 56,8 Hektar großen Grundstücks an den Golf-Club Wannsee bleibt im Abgeordnetenhaus umstritten. Fachleute der SPD, der CDU und der Grünen halten den Kaufpreis von 3,6 Millionen Euro für zu niedrig. Außerdem gibt es Bedenken gegen eine weitere Bebauung. „Wir wollen ausschließen, dass die Immobilie langfristig zum Spekulationsobjekt wird und sich der Club daran eine goldene Nase verdient“, sagt der SPD-Umweltexperte Daniel Buchholz.

Der Präsident des Golf-Clubs, Roland Specker, spricht von „ausschließlich sportbezogenen Investitionen“, deren Finanzierung durch einen Kauf des Areals erleichtert würde. 1994 hatte der Club das Grundstück für 20 Jahre gepachtet. Zu einem Preis von 15,3 Cent pro Quadratmeter. Zwar hatte der Senat den Pachtzins für Sportanlagen zwei Jahre später verdoppelt, aber im Vertrag mit dem Club gab es keine Anpassungsklausel. Dadurch sparte der – als gemeinnützig eingestufte – Verein bis heute etwa 1,2 Millionen Euro. „Das sollte auf den Kaufpreis aufgeschlagen werden“, regte Buchholz an.

Der Golf-Club hat 1100 Mitglieder, das jährliche Beitragsaufkommen liegt bei 3,5 Millionen Euro. In den neunziger Jahren wurde auf dem Gelände aus Eigenmitteln ein Clubhaus mit Restaurant gebaut. Bald will der Club die Spielflächen, das sogenannte Grün, sanieren. Dagegen hat niemand etwas. „Aber kommerzielle oder teilkommerzielle Nutzungen müssen vertraglich ausgeschlossen werden“, fordert der Grünen-Finanzexperte Jochen Esser.

Immerhin haben die Abgeordneten jetzt durchgesetzt, dass sie den Kaufvertrag und das amtliche Wertgutachten einsehen können. Der CDU-Haushälter Florian Graf weist darauf hin, dass 1998 das Grundstück noch mit 7,8 Millionen Euro bewertet wurde. „Es ist erklärungsbedürftig, warum die Immobilie binnen zehn Jahren über 50 Prozent an Wert verloren haben soll.“ Und warum lasse der Senat den Pachtvertrag nicht bis 2014 weiterlaufen, um dann über eine weitere, höhere Pacht zu verhandeln? Der Senat, der dem Verkauf schon zugestimmt hat, sieht das öffentliche Interesse im „Zuwachs an Planungssicherheit für den Verein“ begründet. Eine Fortsetzung der Pacht bedeute eine „Beschränkung der berechtigten Interessen des Golf-Clubs“.

Der Grünen-Abgeordnete Esser findet diese Formulierungen im Senatsbeschluss wolkig. Das werde man sich genau anschauen. Ulrich Zawatka-Gerlach

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