zum Hauptinhalt
Leiharbeit, Werkverträge, ständige Unsicherheit: Für den DGB gehört das abgeschafft.

© dpa

Prekäre Beschäftigung in Berlin: Endlich ein richtiger Arbeitsvertrag - das soll es bald geben

Zu viele hangeln sich von Vertrag zu Vertrag. Jetzt, wo es dem Land besser geht, soll sich das ändern.

Von Fatina Keilani

Die Frau ist Lehrerin an der Volkshochschule. Und was berichtet sie? „Ich bekomme immer nur Verträge für fünf Wochen, auf Honorarbasis. Und das seit 20 Jahren.“ Kann nicht angehen? Das finden ihre Kollegen auch. Sie haben sich zusammengeschlossen mit dem Ziel, endlich einen Tarifvertrag zu bekommen, doch führen ihre Mühen seit Jahren nicht zum Ziel. Und sie sind beileibe nicht die einzigen, die, wie es so heißt, „prekär beschäftigt“ sind. Das sind zum Beispiel auch die Mitarbeiter des Botanischen Gartens, der zur Freien Universität gehört. Dort gibt es eine Zweiklassengesellschaft: Einige der Arbeitnehmer im Botanischen Garten sind über alte Verträge direkt bei der FU angestellt, andere bei einer Tochtergesellschaft, die von der Hochschule für diesen Zweck gegründet wurde. Sie werden für gleiche Arbeit viel schlechter bezahlt. In Kultur und Wissenschaft sind 90 Prozent aller Verträge befristet.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) widmete sich dem Thema prekäre Beschäftigung am Mittwoch eigens bei einer Veranstaltung. Berlin liegt nämlich zu oft mit den falschen Rekorden an der Spitze - lange war es die höchste Arbeitslosigkeit, die schwächste Wirtschaftskraft, jetzt ist es noch immer die größte Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen sah sich entsprechend kritischen Fragen der Zuhörer und auch der Kritik der Oppositionspolitiker Ramona Pop (Grüne) und Klaus Lederer (Linke) ausgesetzt.

Zweiklassengesellschaft im Botanischen Garten

Denn während sich die Wirtschaftskraft erholte, blieb das Problem der vielen Leih-, Honorar- und befristeten Verträge bestehen, und Kollatz-Ahnen will da nun ran. Hinsichtlich des Botanischen Gartens sagte er zu, sich zu kümmern, und auch andere Uni-Ausgründungen etwa der Charité kämen auf den Prüfstand. Die Klinik hat zum Beispiel vor Jahren das Facility Management in eine Service-Tochter ausgelagert und war wegen der dort gezahlten Niedrigstlöhne und auch wegen schlechter Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten.

Solche Ausgründungen sollten ihren Beschäftigten ordentliche Verträge anbieten, forderte Pop. Kollatz-Ahnen stimmte zu. Auch der öffentliche Dienst werde sich ändern. Es sollen pro Jahr 5500 bis 6000 Menschen eingestellt werden; Auszubildende bekommen je nach Leistung entweder gleich unbefristete oder erstmal befristete Verträge angeboten, mit Chance auf Verlängerung. „Der öffentliche Dienst meldet sich als Arbeitgeber zurück“, so der Senator.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false