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Berlin: Premiere bleibt in Bayern

Nach der Absage des Pay-TV-Senders sieht sich der Senat als „Schachfigur in einem Spiel“

Berlin hat den Kampf um den Standort des digitalen PayTV-Senders Premiere verloren. Der Bezahlsender bleibe in München, teilte das Unternehmen am Montagnachmittag mit. Die Absage wird vom Senat mit einem deutlichen Vorwurf kommentiert: „Am Ende haben wir doch den Eindruck gewonnen, nur eine Schachfigur in einem Spiel gewesen zu sein“, sagte Senatssprecher Michael Donnermeyer dem Tagesspiegel.

Im Pokern um den Standort hat Premiere sich von der bayerischen Landeshauptstadt München offenbar mehrfach verbesserte Angebote machen lassen. In Berlin hatte man dem Geschäftsführer des Senders, Georg Kofler, einen neu zu bauenden Messeturm direkt gegenüber dem Sitz des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) angeboten. Das Gebäude sollte nach Tagesspiegel-Informationen über einen privaten Bauträger finanziert werden. Premiere hätte die Räume anschließend gemietet. Es soll sogar schon über detaillierte Kosten gesprochen worden sein.

Auch die Berliner Opposition hat die Entscheidung von Premiere mit Bedauern aufgenommen. FDP-Fraktionschef und Medienpolitiker Martin Lindner wirft dem Senat eine schlechte Akquise solch großer Firmen vor. Die Bayerische Staatskanzlei unter CSU-Chef Edmund Stoiber hätte im Gegensatz zu Berlin gleich eine „Armada“ von Mitarbeitern aufgefahren, um Premiere in München zu halten. Auch Grünen-Finanzpolitiker Jochen Esser fordert für „sehr anspruchsvolle Herren“ wie Kofler einen einzigen und nicht mehrere Ansprechpartner in der Berliner Verwaltung.

Premiere-Chef Kofler formulierte den Vorgang so: München habe sich „ in einem ebenso fairen wie ambitionierten Wettbewerb unter den wichtigsten deutschen Medienstandorten durchgesetzt“. Auch ohne Subventionen biete der Großraum München die attraktivsten Faktoren: ausgezeichnete Infrastruktur, relativ niedrige Mieten, günstige Gewerbesteuersätze. Außerdem seien die Risiken eines Umzugs innerhalb des Großraums deutlich geringer im Vergleich zu einem Umzug in eine andere Stadt. Und dann führt der Premiere-Chef noch die „jahrelange Kontinuität und Verlässlichkeit der bayerischen Medienpolitik“ ins Feld. Kein anderes Bundesland habe die Entwicklung des privaten Rundfunks in den vergangenen 20 Jahren so nachhaltig unterstützt wie Bayern.sib/jbh

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