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Prenzlauer Berg: Sportvereine ärgern sich über die neuen Parkzonen

Ab 1. Oktober müssen Autofahrer in Prenzlauer Berg zahlen. Ehrenamtlichen Trainern wird das freiwillige Engagement zu teuer.

Ab Freitag machen 450 Parkautomaten und 87 Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Autofahrern im Prenzlauer Berg das Leben schwer. „Für Gäste und Berufspendler soll es unattraktiver werden, hier ihr Auto abzustellen“, erklärt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Verkehrsstadtrat in Pankow. Pankow ist der siebte Berliner Bezirk, der eine Parkraumbewirtschaftung einführt, um Anwohnern die Parkplatzsuche zu erleichtern. 10,40 Euro kosten die Parkausweise für ein Jahr, knapp das Doppelte für einen Zeitraum von zwei Jahren. Wer ab 1. Oktober zwischen S-Bahnring im Norden, Greifswalder Straße im Osten, Torstraße im Süden und der Bezirksgrenze zu Mitte im Westen sein Auto abstellt, muss mindestens einen Euro pro Stunde in den Automaten stecken. Die Gebührenpflicht gilt von 9 bis 24 Uhr. In Ausgehvierteln rund um Kollwitzplatz, Helmholtzplatz, Kastanienallee und Oderberger Straße kassiert das Bezirksamt zwei Euro pro Stunde, an der Max-Schmeling-Halle werden bei Veranstaltungen sogar drei Euro fällig.

Viel zu viel finden Trainer und Lehrer, die mit dem Auto Geräte und Unterrichtsmaterialien zu Sporthallen oder Schulen transportieren. Lehrer, die auch in Zukunft nicht aufs Auto verzichten wollen, können sich eine Gewerbe-Vignette für 90 Euro besorgen. Die gilt für ein Jahr. „Die betroffenen Lehrer sind natürlich nicht glücklich darüber“, weiß Peter Sinram, Sprecher der Bildungsgewerkschaft GEW. „Deswegen wechselt aber kein Lehrer die Schule“, sagt Sinram.

Anders sieht es bei den Übungsleitern aus: Angesichts einer durchschnittlichen Aufwandsentschädigung von 2,10 Euro in der Stunde, drohen viele nun ihr Ehrenamt aufzugeben. Beispiel Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: Wenn ein Konzert in der benachbarten Max-Schmeling-Halle stattfindet, wird bei einem zweistündigen Training eine Parkgebühr von neun Euro fällig. „Dann arbeiten die Übungsleiter für den Automaten“, sagt Carsten Maaß vom Sportverein Empor Berlin. Günter Josuks, Präsident des Bezirkssportbundes Pankow, sieht das ähnlich: „Wer sich ehrenamtlich engagiert, wird sogar noch in Form von Parkgebühren zur Kasse gebeten.“ In einem offenen Brief Josuks’ an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) heißt es: „Die Parkraumbewirtschaftung behindert massiv den Sport und gefährdet erheblich das ehrenamtliche Treiben von Trainern und Betreuern.“ Die vom Bezirksamt beabsichtigte Regelung, Vereine mit einem Gewerbebetrieb gleichzusetzen und den Mitarbeitern eine Vignette von 90 Euro im Jahr anzubieten, halten die beiden Bezirkssportbünde Pankow und Mitte für nicht akzeptabel.

Verkehrsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) findet die Kritik der Sportvereine übertrieben: „In den sechs anderen Bezirken ist das Sportleben doch auch nicht zusammengebrochen.“ Jeder Sportverein bekommt eine Gewerbe-Vignette mit jeweils vier Kennzeichen vom Bezirk zur Verfügung gestellt. Ausnahmeregelungen erteilt der von der Senatssportverwaltung beauftragte Leiter des Sportforums Hohenschönhausen, Oleg Krüger.

Immerhin kommt die neue Parkraumbewirtschaftung bei den Anwohnern gut an. Etwa 14 000 Anträge sind im Bezirksamt eingegangen. Schließlich verspricht der Bezirk eine Reduzierung des Parkdrucks um 15 bis 20 Prozent. Zudem soll die leere Bezirkskasse gefüllt werden: Mit 4,8 Millionen Euro an Parkgebühren und 2,4 Millionen Euro an Bußgeldern rechnet der Bezirk im Jahr 2011.

Von Gewerbetreibenden sind bisher 932 Anträge eingegangen. Auch von Celal Kurum, dem Chef des Restaurants Frida Kahlo am Helmholtzplatz. „Hoffentlich finde ich dann schneller einen Parkplatz“, sagt Kurum. Dass die Kundschaft wegbleibt, glaubt er nicht: „Die paar Euro haben die übrig.“ Kurum macht sich lediglich Gedanken um seine zehn Mitarbeiter, die alle mit dem Auto kommen, weil sie nach Dienstschluss in der Nacht nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommen.

Nadine Kuhn

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