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PRO & Contra: Alkoholverbote

PRO: Davon können andere nur träumen: Über sechs Millionen Besucher strömen jedes Jahr aufs Oktoberfest in München und trinken im Schnitt fast sieben Millionen Liter Bier. Und nicht nur die Wiesn-Wirte freuen sich über Einnahmen.

Von Sabine Beikler

PRO:

Davon können andere nur träumen: Über sechs Millionen Besucher strömen jedes Jahr aufs Oktoberfest in München und trinken im Schnitt fast sieben Millionen Liter Bier. Und nicht nur die Wiesn-Wirte freuen sich über Einnahmen. Auch die Hotels und Gastwirtschaften in der bayerischen Hauptstadt und im Umland profitieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von den Touristen. 800 000 Besucher werden jetzt in Berlin auf der Biermeile erwartet. Und nicht nur Einheimische, sondern viele Touristen schlendern über die Biermeile, die zum Touristenmagnet geworden ist. Berlin ist eine internationale Stadt und bietet unzählige Freizeitangebote. Dazu gehört eben auch eine Biermeile, auf der 300 Brauereien aus 86 Ländern das Kulturgut Bier präsentieren – sogar Bier aus Laos kann man dort probieren. So eine Veranstaltung ist sicher nichts für Leute, die mit einer bestimmten Prolligkeit nicht umgehen können. Statt sich über das Publikum zu mokieren, steht es ihnen frei, zu Hause zu bleiben. Freilich, manche können bei dem Genuss von Alkohol nicht Maß halten und trinken bis zum Umfallen. Deshalb haben die Veranstalter von Festen wie der Biermeile Verhaltensmaßregeln entwickelt und geben nicht nur Einliter- Gefäße, sondern auch 0,2-Liter-Bierkrüge zum Probieren aus. Bierfeste wegen des Jugendschutzes zu verbieten, bringt gar nichts. Die Jugendlichen trinken dann eben woanders – und holen sich ihr Bier an den Tankstellen und Kiosken ein paar Meter weiter. Sabine Beikler

CONTRA:

Zugegeben, aus primitiven Saufgelagen hat man schon hohe Kunst geschaffen. Man nehme nur die weinselige Szene in Auerbachs Keller, „Faust“, erster Teil: „Uns ist ganz kannibalisch wohl, / Als wie fünfhundert Säuen!“ Die Regel ist das nicht, auch die Berliner Biermeile dürfte kaum in die deutsche Literaturgeschichte eingehen. In die Sozial- und Suchtgeschichte dieser Stadt aber schon: als eine rituelle Feier der diversen Möglichkeiten, aus Hopfen und Malz Berauschendes zu brauen und dieses – schluck und weg – literweise in sich hineinzuschütten. Ein fragwürdiges Fest, ist doch das Trinken dort nicht nur Teil eines vielfältigen Vergnügens, wie es etwa ein durchschnittliches Volksfest darstellt, sondern dessen einziger Zweck. Sozusagen die institutionalisierte Form der alkoholzentrierten Freizeitbeschäftigung, der gerade Kinder und Jugendliche in letzter Zeit immer mehr und bis zur Besinnungslosigkeit zusprechen. Man wende jetzt nicht ein, das sei durch entsprechende Selbstverpflichtung der Biermeilen-Veranstalter zum Jugendschutz ausgeschlossen. Selbst wenn kein einziger Jugendlicher einen gefüllten Humpen in die Finger bekommt – die „Vorbildfunktion“, die von der Biermeile ausgeht, ist gleichwohl fatal, wird doch dort das öffentliche Saufen, so oder so, als zulässiges, damit anerkanntes Sozialverhalten präsentiert. Das mag den Bierbrauern und Wirten so passen, zur aktuellen Diskussion über die Zulässigkeit öffentlichen Trinkens passt es garantiert nicht. Andreas Conrad

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