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Pro & Contra: Braucht Berlin mehr Fahrradstraßen?

Pro:Ja, die fahren bei Rot und nachts ohne Licht – offenbar muss dieser Hinweis, ob er passt oder nicht, am Anfang jeder Bemerkung zum Thema Fahrradverkehr stehen. Wenn das also geklärt ist, wenden wir uns dem heutigen Thema zu, der Aufteilung der Straße.

Pro:

Ja, die fahren bei Rot und nachts ohne Licht – offenbar muss dieser Hinweis, ob er passt oder nicht, am Anfang jeder Bemerkung zum Thema Fahrradverkehr stehen. Wenn das also geklärt ist, wenden wir uns dem heutigen Thema zu, der Aufteilung der Straße. Die Radler müssen sich an jeder zweiten Kreuzung vor unaufmerksamen Abbiegern retten und vor jedem dritten Haus um ein auf dem Radweg geparktes Auto herumkurven, wahlweise zur Freude der Fußgänger oder der Autofahrer. So werden aus friedlichen Radlern böse Rowdys. Trotz vorhandener Rumpelradwege die Straße zu benutzen, ist zwar seit 1998 (!) erlaubt, wird aber von ahnungslosen Besserwissern durch Extremdrängeln konsequent geahndet. „Die Straße ist fürs Auto da“, lautet der Trugschluss, den es zu beseitigen gilt. Die Beschilderung von Nebenrouten als Fahrradstraßen hilft dabei. Sie wäre ohnehin nur die Anpassung der Regeln ans wahre Leben. Zu dem gehört nicht nur, dass in Berlin so viel geradelt wird wie nie. Sondern auch, dass man umweltfreundlicher und billiger nicht vorwärts kommt. Es geht ja nicht darum, den Autos (jeder zweite Haushalt hat gar keins!) die Straßen wegzunehmen. Es geht nur darum, sie zu teilen. Respekt ist auch ein Mittel gegen Anarchie. Stefan Jacobs

Contra:


Eins weiß jeder, der in Berlin unterwegs ist, ob er nun im Auto in der roten Welle vor sich hinträumt, sich auf dem Motorrad durch den Verkehr schlängelt oder als Mütterchen über den Gehweg humpelt und von 70 Kilo auf zwei Rädern zur Seite gekickt wird: Radfahrer sind Verkehrsteilnehmer höheren Rechts. Jetzt, im Sommer, findet gerade ein Großversuch statt, bei dem geklärt wird, wie weit Sonderrechte gedehnt werden können. Dass der Radfahrer ohne Licht über rote Ampeln fahren darf, ist längst ein Recht mit Fahrradfahrerverfassungsrang. Dass er, ohne sich umzusehen, vom Gehweg auf die Straße brettert und Fahrstreifen wechselt, während alle sogenannten Kraftfahrer langsam werden – das ist Gewohnheitsrecht. Sie machen, was sie wollen, bis auf die beiden Tage im Jahr, an denen die Polizei „Schwerpunktkontrollen“ veranstaltet und für fehlende Klingeln zehn Euro kassiert. Und dafür soll es mehr „Fahrradstraßen“ geben – noch mehr Sonderrechte? Außerdem ist es seltsam, dass an regnerischen Sommertagen innerstädtische Firmenparkplätze plötzlich wieder voller Autos stehen, weil die Begeisterung für das Fahrrad eben auch vom Wetter abhängt. Sollen die Fahrradstraßen im Herbst wieder zu Autostraßen werden? Werner van Bebber

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