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Pro & Contra: Denkmalschutz für die Anlage auf dem Teufelsberg?

Sind die Bauten auf dem Teufelsberg nur Symbol eines schrecklich kalten Krieges oder sind sie doch in gewisser Weise wertvoll? Lesen Sie hier unser Pro und Contra.

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Berlin lebt gut von und mit seiner Geschichte. Wer hier hin kommt, will den Checkpoint Charlie sehen, auch wenn es dort aussieht wie in Las Vegas. Die Leute gehen zum Holocaust-Mahnmal, und erfreulich viele junge Menschen besuchen die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Die Geschichte hat Berlin geknechtet, jetzt beschenkt sie die Stadt mit Orten und Mythen. Dabei wäre über den Kalten Krieg und die Stadt der Spione gewiss noch viel mehr zu erzählen als das, was mit der deutschen Teilung zu tun hat. Ein Glück ist es deshalb, dass die Abhöranlage auf dem Teufelsberg nicht abgerissen und das Gelände einem Edel-Investor überlassen worden ist. Steuerzahlende Finanzprotze mit supernoblem Wohnsitz mögen dem Finanzsenator angenehm sein, aber Besucher bringen auch Geld – und aus dem Spionage-Nachlass auf dem Berg kann einen Ort machen, der viele Besucher anzieht. Das Potential ist da, nicht bloß baulich. Es gibt Stadtexkursionsideen und -organisatoren und angeblich sogar Forschungsprojekte. Die baupolitische Lage ist kompliziert, aber die Probleme werden sich lösen lassen, wenn die Politik dem Eigentümer deutlich sagt, was sie vor hat und wie er womöglich mit dabei sein kann. Zu vieles aus den Jahren des Kalten Kriegs ist vergessen und verschüttet. Es wäre schade um den Ort auf dem Berg, wenn er planiert würde. Werner van Bebber

Wer am Teufelsberg spazieren geht, dem bietet sich jenseits von Wald und Wiese kein schöner Anblick. Von der Ruine der ehemaligen amerikanischen Abhörstation, Symbol eines schrecklich kalten Krieges, ist nicht mehr viel übrig. Ein verrottendes Bauwerk. Eine denkmalwürdige Restaurierung würde Millionen kosten. Berlin hat dafür kein Geld und private Interessenten sind an dieser Aufgabe bisher gescheitert. Es blieb bei vagen Ideen einer wirtschaftlich lohnenden Nutzung, die sich offenbar alle nicht rechnen. Ganz zu schweigen vom fehlenden Baurecht, dass der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf für Lofts und ein Fitness-Center in einem Erholungsgebiet hoffentlich nicht gewährt. Zumal die Ankündigung des Investors, auch ein Spionage-Museum zu eröffnen, nicht ernst zu nehmen ist. Berlin hat so viele gute Museen, die die Stadtgeschichte einschließlich der Teilung und des kalten Krieges erzählen. Der Wiederaufbau eines riesigen, hässlichen Flugüberwachungs- und Spionagekomplexes trägt dazu nichts bei. Selbst die weithin sichtbaren Kuppeln des Gebäudes gelten nicht als Wahrzeichen Berlins. Die verfallenen Reste sollten abgetragen werden. Aus dem hohen Berg aus Kriegstrümmern wurde nach 1945 ein wunderbares Waldgebiet. Die Natur sollte ihr Werk vollenden dürfen. Auf dem Gipfel eine Erinnerungstafel. Das reicht.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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