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PRO & Contra: Ist die Gehaltserhöhung von 1200 Euro für Junglehrer gerechtfertigt?

Pro:Gute Lehrer sollen ordentlich bezahlt werden, das versteht sich eigentlich von selbst. Berlin muss bundesweit konkurrenzfähige Gehälter zahlen, denn Geschenke wie die Lehrerverbeamtung gibt es seit 2004 nicht mehr.

Pro:

Gute Lehrer sollen ordentlich bezahlt werden, das versteht sich eigentlich von selbst. Berlin muss bundesweit konkurrenzfähige Gehälter zahlen, denn Geschenke wie die Lehrerverbeamtung gibt es seit 2004 nicht mehr. Es war eine der besten Entscheidungen des rot-roten Senats, nur noch die in den Beamtenstatus zu übernehmen, die hoheitliche Aufgaben erfüllen. Wer Beamtensicherheit will, muss eben den passenden Beruf ergreifen. Flexible Lehrer haben derzeit gute Chancen auf dem Markt – und die sollen sie auch nutzen. Die Probleme der Berliner Schulen werden sich nämlich nur mit viel neuem Personal mildern lassen. Unterrichtsausfall, Sprachförderung bei Kindern, die zu wenig Deutsch können, eine Ganztagsbetreuung, die ihren Namen nur verdient, wenn nachmittags Lehrer für Schüler ansprechbar sind: Dafür werden gute Lehrer dringend gebraucht. Der auf den ersten Blick exzessive Gehaltssprung gleicht auf den zweiten Blick eben nur die Vorteile aus, die ein Umzug in den reicheren Westen böte. Der Senat muss nicht jeden Vorteil bis zum letzten Euro ausgleichen – wer in Berlin bleiben will, ist an materielle Nachteile gewöhnt. Und der Senat muss sich auch nicht auf die Neidkampagnen derer einlassen, die aus dem Beamtenstatus heraus nun ebenfalls viel mehr Geld wollen. Beamte wissen die Sicherheit ihre Existenz selbst ganz gewiss am besten zu schätzen. Werner van Bebber

Contra: Was Berliner Junglehrer nun ihre Schüler lehren können: Dass Geld allein wirklich alles ist, die Welt regiert, dass sich selbst aus darniederliegendem Kapitalismus noch viel Staatskapital schlagen lässt: Wenn man nur oft genug mit bebender Stimme herbetet, dass es doch nur einzig und allein um das Wohl der Kinder geht, dass Junglehrer an der Armutsgrenze leben und die Ferne leider, leider mit viel Geld lockt. Dass sich auch eine bitterarme Stadt voller Hartz–IV-Empfänger und eigener nicht sehr gut bezahlter Bediensteter ohne Gegenwehr erpressen, pardon, überzeugen lässt, dass 40-prozentige Gehaltssteigerungen in einer Zeit des Niedergangs und steigender Arbeitslosenzahlen nicht nur für ausrangierte Boni-Bankbosse möglich sind. Das alles gibt viel Lehrstoff für den Unterricht her. Fast alles ist erreichbar, wenn man nur will, wenn man Druck macht, dem Senat und den Steuerzahlern droht, sie weichklopft: Das alles ist Sozialkunde, das alles können die Junglehrer lehren und mit eigenem Beispiel ihren Schülern vorexerzieren – und darauf verweisen, welches Vorbild sie mit dieser Taktik schon für andere Berufsgruppen ausüben. Viele Schüler werden sich wünschen, auch so cool zu werden. Der Senat mag irgendwann merken, dass er reingelegt worden ist und mit eigener Maßlosigkeit in der Stadt sozialen Unfrieden ausgelöst hat.Christian van Lessen

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