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PRO & Contra: Soll Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verboten werden?

Pro Gelegentlich kann man den Eindruck gewinnen, das Mitführen von Bierflaschen wäre für alle ab 16 vorgeschrieben. Zumindest scheint es so normal geworden zu sein, dass man sich beinahe wundert, jemanden ohne zu treffen.

Pro

Gelegentlich kann man den Eindruck gewinnen, das Mitführen von Bierflaschen wäre für alle ab 16 vorgeschrieben. Zumindest scheint es so normal geworden zu sein, dass man sich beinahe wundert, jemanden ohne zu treffen.

Es ist aber überhaupt nicht normal, sondern eine Unsitte, die sich im ansonsten durchreglementierten Deutschland ungehindert ausbreiten konnte. Während sich alle Welt (zurecht!) um giftige Pestizide im Essen sorgt und die meisten anderen Drogen aus gutem Grund verboten sind, ist Alkohol – Gift und Droge – aus unerfindlichen Gründen akzeptiert. Hunderttausende Suchtkranke, zerbrochene Familien, Milliardenschäden Jahr für Jahr, Schlägereien, unschuldige Opfer von betrunkenen Autofahrern – all das wird irgendwie für unvermeidlich befunden. Sicher wird keines dieser Probleme verschwinden, wenn die „Flasche to go“ verboten wird. Aber das Bewusstsein dafür, was normal ist und was nicht, wird wachsen: Alkohol in der Öffentlichkeit? Macht man nicht! Das ist die Botschaft, die schon Kleinkinder mitbekommen sollten.

Auch das sonst manchmal richtige Argument, dass man nicht alles verbieten muss, zieht nicht. Im Gegenteil: Für die nicht Trinkenden ist durch das Verbot sogar ein Gewinn an Freiheit zu erwarten. Sie müssen nämlich weniger Angst davor haben, von den Flascheninhabern belästigt zu werden. Die Normalen müssen sich nicht mehr vor den Unnormalen in Acht nehmen. Zeit wird’s.Stefan Jacobs

Contra

Hatten wir doch schon, hat nichts gebracht. Vor zwei Jahren kippte Berlin das Trinkverbot aus dem so genannten „Straßengesetz“. Begründung: komplette Nutzlosigkeit. Protestiert hatte damals niemand, warum auch? Der Paragraf war niemals angewendet worden. Schlagzeilen machte das nicht mehr existierende Trinkverbot vor einem Jahr, als die Diskussion um Alkohol trinkende Kinder und Jugendliche einsetzte. Damals besaß auch die CDU so viel Realitätsnähe zu sagen: „Mit diesem Verbot wird nichts erreicht.“

Nun also, einige hundert betrunkene Jugendliche später, soll Alkohol auf der Straße wieder verboten werden. Die CDU fordert ein absolutes Trinkverbot in der Öffentlichkeit. Welch hilflose Reaktion! Als wenn sich einer der saufenden Schüler von irgendeinem Verbot abhalten ließe. Denn das Saufen in der Clique macht doch deswegen Spaß, weil es verboten ist. An Jugendliche darf kein Alkohol verkauft werden, sie kaufen ihn trotzdem. Es wird geschwänzt, es wird gekifft, es wird gequalmt. Alles verboten.

Dazu all die praktischen Fragen: Wer soll dieses Verbot kontrollieren? Die Polizei? Die wird sich bedanken. Immer mehr Aufgaben, immer weniger Personal. Das Ordnungsamt? Dito.

Und was machen wir, wenn clevere Kids das Bier in die Brauseflasche umfüllen? Es reicht doch, wenn sich die Amerikaner lächerlich machen mit der gesetzlich vorgeschriebenen Papiertüte um die Bierbuddel. Jörn Hasselmann

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