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Berlin: Problemviertel: Die Menschen im Kiez sollen es selbst richten Senat setzt beim Quartiersmanagement stärker auf Schulen, Firmen und Kirchen

Die Quartiersmanager sollen nicht mehr allein die Hauptlast tragen, um die Berliner Problemkieze vor dem sozialen Absturz zu bewahren. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will Anwohnerinitiativen, Schulen, Kirchengemeinden und auch die kleinen und mittelständischen Unternehmer stärker daran beteiligen.

Die Quartiersmanager sollen nicht mehr allein die Hauptlast tragen, um die Berliner Problemkieze vor dem sozialen Absturz zu bewahren. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will Anwohnerinitiativen, Schulen, Kirchengemeinden und auch die kleinen und mittelständischen Unternehmer stärker daran beteiligen. „Diese haben eigentlich die gleichen Interessen, nämlich einen besseren Zusammenhalt innerhalb der Nachbarschaft“, sagte Junge-Reyer am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Man müsse deren Bemühungen aber besser koordinieren. Und genau diese Aufgabe weist die Senatorin den Quartiersmanagern zu. Das bedeutet auch eine Abkehr von der bisherigen Politik, die Anwohner vor allem durch bauliche Verbesserungen des Wohnumfeldes davon abzuhalten wegzuziehen. Jetzt sollen die Quartiersmanager den Bürgern Mut machen zu bleiben. Zum Beispiel, indem sie diese unterstützen, im Kiez Lehrstellen oder einen Job zu finden. „Wenn es so gelingt, die Kaufkraft in den Stadtteilen zu erhöhen, wäre das ein Erfolg.“

Junge-Reyer hofft dabei auch auf die Schulen. Diese sollen ihre Räume zur Verfügung stellen, zum Beispiel als Orte der Begegnung in der Nachbarschaft. „Die Schulen sind in manchen Stadtvierteln die einzigen Einrichtungen, wo der Staat noch Präsenz zeigt“, sagte auch Joachim Zeller (CDU), Bezirksbürgermeister von Mitte. Dieses Potenzial dürfe nicht nur als Lehranstalt genutzt werden.

Neu ist auch, dass die Stadtentwicklungssenatorin die lokalen Wirtschaftsstrukturen als Instrument der Kiezverbesserung entdeckt. Gemeinsam mit der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) will sie Vermieter bewegen, in den Problemgebieten leer stehende Gewerberäume zu billigeren Preisen zu vermieten oder für eine gewisse Zeit ganz auf die Miete zu verzichten. Denn viele leer stehende Läden sind verheerend für das Image einer Wohngegend. Die Zeit für den Vorstoß ist günstig. Denn wegen der seit Jahren andauernden geringen Nachfrage sind die Vermieter zu Zugeständnissen bereit. Neu sei diese Idee zwar nicht, heißt es aus der IHK. Nun aber habe man das Gefühl, dass diese Idee auch tatsächlich umgesetzt werde. Die Berliner Wirtschaft begrüße diese Initiative und werde Junge-Reyer dabei unterstützen.

Auch die Bezirke werden stärker in die Pflicht genommen. Bisher werden die insgesamt 17 Managementgebiete direkt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung koordiniert. Diese Aufgabe sollen jetzt die Bezirke übernehmen. Diese seien einfach näher dran und wüssten, was getan werden müsse, sagte Junge-Reyer. Getestet werden soll dieses Konzept zunächst in Mitte, wo es fünf Quartiersmanagementgebiete gibt. Dazu unterzeichneten Junge-Reyer und Bezirksbürgermeister Zeller am gestrigen Mittwoch einen Kooperationsvertrag und zeigten sich dabei in schönster Harmonie. Als Betreuer werden dafür vier Mitarbeiter aus der Bezirksverwaltung umgeschult, sagte Zeller.

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