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Berlin: Programmier-Bar

In der Automaten-Bar in Mitte kommen die Gäste ohne Barkeeper aus. Ihre Drinks zahlen sie mit D–Mark

Klack, klack... rumms –ein Geräusch wie in der Kantine. Zwei Münzen eingeworfen, einen der bunten Knöpfe gedrückt und kräftig am Griff gezogen. In Sekundenschnelle öffnet sich der Schacht zum Glück, hier zum Bier aus der Flasche. Nebenan das gleiche Geräusch: Klack, Klack... rumms.

Einer nach dem anderen holen sich die Besucher der Automaten-Bar in Mitte so ihre Drinks und wippen zu den Elektronik-Klängen des DJs. Der erscheint mit seiner Designerbrille und den Klunkern an beiden Händen noch eine Spur trendiger. „Ja twoi sljua, ja twoi rabotnik“ - „Ich bin dein Sklave, ich bin dein Arbeiter“, heißt es in der Textzeile von Kraftwerks „Die Roboter“, das auch vom DJ gespielt wird. Das Stück wurde nicht nur musikalisch stilbildend.

Ende des vergangenen Jahres gründete sich ein Verein zur „Erhaltung der Automatenkultur und Förderung der künstlerischen Auseinandersetzung mit Automatisation“, kurz: der „Automaten e.V." Für die Mitglieder geht es um den Traum der automatisch funktionierende Moderne. Das heißt selbstredend auch: Roboter übernehmen alle Aufgaben, kein Mensch muss einen anderen bedienen.

Um ein wenig von diesem Traum schon heute zu verwirklichen, richtete sich der Verein seine Automaten-Bar in Mitte ein, die ohne Bedienung auskommt. Ein Schlitz für die Magnetstreifenkarte ersetzt zudem den Türsteher. Rund 200 Mitgliedern öffnet sich dadurch die Tür, nur an einem Tag im Monat ist die Bar auch für die Allgemeinheit geöffnet. Sonst wäre der Ansturm von Szenegängern zu groß, sagen die Betreiber, die eigentlich gar nicht wollen, dass über sie geschrieben wird. Deshalb soll auch die Adresse ein Geheimnis bleiben. Man will sich auch rechtlich absichern, denn die Bar ist eigentlich ein Vereinslokal.

Eine schwere Audio-Video-Jukebox übernimmt normalerweise die Bilder und Musik, nur manchmal sitzt jemand an den Reglern. Bier, Limonaden und Snacks lassen sich aus den Automaten ziehen. Per Münzeinwurf kommt man auch an Katzenfutter, Arbeitshandschuhe, an nützliche und unnützliche Dinge. Überall sind Überwachungskameras installiert. Auf mehreren Monitoren kann man das Geschehen im Raum und vor der Tür verfolgen. Die Bezahlung ist indes von gestern: Man muss Euro gegen alte Mark-Stücke eintauschen, die Automaten wurden nicht umgestellt. Rudi Ment

Nur für Mitglieder:

www.automatenbar.de

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