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Projekt: Kirchenkunst unterm Bett versteckt

Tausende Kunstwerke in evangelischen Gemeinden sind gefährdet. Nun wird eine Datenbank angelegt.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg will ihre Kunstgegenstände künftig in einer zentralen Datenbank inventarisieren. Das beschloss die Landessynode der 1,2 Millionen Gemeindeglieder zählenden Kirche. Damit soll bei Diebstählen die Fahndung erleichtert werden. Zugleich wurden massive Probleme bei der Sicherung von Kunstgegenständen vor allem im ländlichen Raum deutlich.

"Manche Heiligenskulptur wird durch Zufall auf dem Pfarrhausdachboden wieder entdeckt, weil der Gemeindekirchenrat von ihrer Existenz keine Ahnung mehr hatte", sagte der Leiter des kirchlichen Bauamtes, Matthias Hofmann-Tauschwitz. "Andernorts werden vermeintlich wertlose Holzfragmente mit bäuerlicher Malerei beim Gemeindefest versteigert – damit gehen dann die letzten Reste des barocken Kirchengestühls verloren."

Auch der Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen, Bernd Janowski, berichtete von zahlreichen Beispielen unkoordiniertem Umgangs mit Kulturgegenständen. "In einem Dorf im Fläming hatte ein Gemeindeältester eine mittelalterliche Weihrauchschale in Zeitungspapier eingewickelt unter seinem Bett deponiert", sagt Janowski. "So lange er lebt, ist sie dort sicher und wohlbehalten aufgehoben, aber was geschieht wohl, wenn er stirbt?" Künftig sollen Depots für die Aufbewahrung gefährdeter Kunstwerke eingerichtet werden. Auch mit Heimatmuseen will die Kirche künftig verstärkt zusammenarbeiten.

Zahlreiche Kunstwerke, die in den Depotbüchern und im Gedächtnis von jahrzehntelang tätigen Ehrenamtlichen präsent waren, seien im Zuge von Gemeindefusionen und durch die Vakanz von Pfarrstellen verschwunden, sagt Hoffmann-Tauschwitz. Vor allem in ländlichen Regionen seien Bestände gefährdet. Zeugnisse christlicher Kunst blieben über Jahre hinweg verschwunden, der Zustand der verbliebenen historischen Ausstattung sei in nahezu jedem zweiten Fall beklagenswert.

Die evangelische Landeskirche will deshalb jetzt beginnen, ein Inventar ihrer gesamten Bestände anzulegen, die sich auf mehr als 10 000 Kunstwerke in den rund 2000 Kirchen belaufen. Und dazu eine Datenbank, die auch Denkmalschützer und Polizei nutzen können. "Im Verlustfall müssen diese Daten zur Identifizierung taugen“, fordert Hoffmann-Tauschwitz. Fehlende Inventare verhindern bei Diebstählen oft die Aufklärung der Straftaten und die Rückgabe der Kunstwerke. 

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