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Berlin: Protestierende Mediziner im Audimax Klinikum Rudolf Virchow:

Das Personal ist bedrückt

Das Audimax bis auf den letzten Platz besetzt, drumherum auf den Gängen hunderte dicht gedrängelte Menschen – und dennoch konnte man gestern auf der Personalversammlung des Rudolf-Virchow-Klinikums das leiseste Husten hören: Bis auf die Notdienste waren nahezu alle Mitarbeiter gekommen, schauten mit gespannten Gesichtern zum Podium und versuchten, nur ja kein Wort ihrer Führungsspitze zu verpassen.

Immerhin soll das Klinikum längerfristig nach dem Gutachten der Expertenkommission nicht mehr Universitäts-Standort bleiben und ein städtisches Krankenhaus werden. Arbeitsplätze sind bedroht. Und zumindest der ärztliche Klinikdirektor Manfred Dietel hatte noch am vergangenen Wochenende starke Worte gesprochen: Sollte die Klinik ihren Status verlieren, werde man kämpfen wie einst das Benjamin-Franklin-Klinikum.

Doch gestern, einen Tag nach der Präsentation des Gutachtens, sahen sich viele Mitarbeiter enttäuscht. Dietel wie auch Dekan Joachim Dudenhausen und der Präsident der Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek, lobten die Expertenkommission. Sie habe sich Mühe gegeben. Nun müsse man „Schritt für Schritt“ überlegen, wie sich die Zukunft der Klinik neu gestalten lasse.

Grummeln bei den Zuhörern, Protestrufe, dann läuft ein Mann zum Mikro und ruft: „Sie sehen alles durch die rosarote Brille!“ Andere Redner fragen nach bedrohten Arbeitsplätzen, nach den Folgen des vorgesehenen Bettenabbaus. Wenn ein Drittel aller Betten wegen der Fusion der Medizinfakultät verschwinden müsse, gingen „todsicher“ auch Jobs verloren.

Das Führungstrio geht kaum darauf ein. „Keineswegs“, sagt Manfred Dietel, „werden wir das Gutachten mit Demut entgegennehmen.“ Und: „Es wird keine Entlassungen geben.“ Man müsse aber anerkennen, dass die Kommission die Klinik „ sehr langfristig“ umwandeln wolle – über das Jahr 2010 hinaus. Tröstend empfindet seine Worte kaum jemand im Saal. Und ein Arzt bringt die Stimmung auf den Punkt: „Wir werden ausgetrickst. Es geht in kleinen Schritten bergab – damit wir’s nicht so schnell merken.“

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