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Prozess: Schleuser zwingen Nigerianerin mit Zauber zu Prostitution

Menschenhändler lockten eine 20-Jährige nach Europa und setzten sie durch einen Zauber unter Druck: Jahrelang soll die Nigerianerin mit perfiden Mitteln zur Prostitution gezwungen worden sein.

Um das Schicksal einer jungen Frau aus Nigeria geht es seit Donnerstag vor dem Berliner Landgericht. Zwei Frauen und zwei Männer sitzen auf der Anklagebank. Als Hauptangeklagte gilt eine 35-jährige Nigerianerin. Sophia O. soll als „Madam“ gedroht, kontrolliert und abkassiert haben.

Als Maria B. zur weiten Reise überredete wurde, träumte sie von einem besseren Leben. Die mutmaßlichen Schleuser gaben ihr einen falschen Pass und brachten sie im Oktober 2011 über Brüssel nach Berlin. In einer Weddinger Wohnung aber wurde ihr der Anklage zufolge eröffnet, dass sie Schulden in Höhe von 50 000 Euro habe und diese als Prostituierte abarbeiten müsse. „JuJu-Zauber“, ein im Süden Nigerias verbreiteter Glaube an dunkle Mächte, sei als Druckmittel eingesetzt worden: Wenn sie sich weigere, werde der Familie Schreckliches geschehen, man habe durch die JuJu-Magie Zugriff auf sie und ihre Angehörigen.

Die junge Nigerianerin musste den Ermittlungen zufolge in Hotels und Bordellen in Trier, Ulm, Karlsruhe und Hannover arbeiten. Von 400 Euro Tagesverdienst habe ihr die Bande in der Regel nur 20 Euro gelassen. Als sich Maria B. (Name geändert) krank fühlte und aufhören wollte, habe die Hauptangeklagte Sophia O. ihre Drohungen mit Gewalt gegen die in Nigeria lebende Familie erneuert.

Der perfide Zauber wirkte, bis Maria B. bei einer Kontrolle in Braunschweig von der Polizei mitgenommen und befragt wurde. Die Angeklagten, von denen drei aus Nigeria stammen, schwiegen zunächst. Der Prozess geht am Dienstag weiter.

Kerstin Gehrke

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