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Neuer Verhandlunsgtag. Vor dem Potsdamer Landgericht läuft der Prozess gegen Silvio S. wegen der Tötung zweier Kinder.

© Bernd Settnik/dpa

Prozess um Tötung von Elias und Mohamed: Staatsanwalt hält weitere Taten von Silvio S. für möglich

Die Justiz will überprüfen, ob der mutmaßliche Kindermörder Silvio S. weitere Taten begangen hat. Das wurde beim aktuellen Prozesstag bekannt.

Im Mordfall Elias und Mohamed will die Staatsanwaltschaft Potsdam nach einer Verurteilung von Silvio S. mögliche weitere Fälle von vermissten und getöteten Kindern überprüfen. Das sagte Oberstaatsanwalt Peter Petersen dem Tagesspiegel am Dienstag am Rande des Mordprozesses gegen S. vor dem Landgericht Potsdam. Das weitere Verfahren sei bereits in die Wege geleitet worden. Demnach soll nach Abschluss des Prozesses ein Bewegungsprofil von Silvio S. erstellt werden. Anhand dessen werde dann abgeglichen, an welchen Aufenthaltsorten in der gesamten Bundesrepublik Vermisstenfälle vermerkt sind.
Nach aller kriminalistischer Erfahrung müsse es vor den Morden an Elias und Mohamed bereits Taten gegeben haben, „aber nicht unbedingt Tötungsdelikte“, sagte Petersen. „Niemand startet von null auf hundert.“ Bei der Überprüfung der Spuren bei S. sei man bislang aber nicht auf Verbindungen zu anderen Fällen gestoßen. Ein Polizist sagte am Dienstag aus, dass auf dem Computer des Angeklagten Fotos zweier bislang unbekannter Jungen gefunden wurden.

Mehr als 1500 DNA-Spuren ausgewertet

Insgesamt sind laut mehr als 1500 DNA-Spuren ausgewertet worden. In seiner Karriere als Staatsanwaltschaft sei ein einmaliger Aufwand betrieben worden, um die Spuren auszuwerten. Die Kriminallabore der Landeskriminalämter von Berlin und Brandenburg allein hätten das nicht geschafft, daher habe sogar ein privates Labor beauftragt werden müssen. Allein auf Berliner Seite hätte das einen sogenannten Verfahrenskostenanteil von 480.000 Euro verursacht. Auch die Ermittler im Fall der seit Mai 2015 in Sachsen-Anhalt vermissten Inga (5) wurden eingeschaltet. Der Soko „Wald“ wurden auch Spuren übergeben, darunter lange blonde Haare, die Mohamed und Elias nicht zuzuordnen waren.

Staatsanwalt Petersen kann sich auch das Schweigen des Anklagten im Prozess, zu dem 48 Zeugen geladen sind und fünf Sachverständige beteiligt sind, nicht erklären. Immerhin war am Dienstag schon der siebte Verhandlungstag, bei dem die Aussagen von Polizisten im Mittelpunkt standen, die Silvio S. nach der Festnahme befragt hatten. Sie waren nach der Festnahmen von Silvio S. nach Brandenburg geeilt. Dabei habe er die Entführung und den Mord an Mohamed gestanden und auch zugegeben, Elias getötet zu haben. Das Protokoll von der Vernehmung wurde aber von S. und seinem Anwalt nie unterzeichnet. Indem das Gericht die Beamten nun hörte, ist Geständnis nun indirekt verwertbar. Den Beamten fiel auf, wie sachlich und ruhig S. alles schilderte. „Es war kein Mitgefühl zu erkennen“, sagte eine Polizistin. „Er hätte ja zur Arbeit gemusst und Mohamed nach dem versuchten Missbrauch nicht ruhig bekommen.

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