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Public Viewing: Streit um die Fifa-Lizenz zum Feiern

Die Vorfreude auf die Fußball-WM im Sommer in Südafrika geht bei vielen Berlinern mit der Vorfreude auf Public Viewing einher. Doch der Fußball-Weltverband Fifa, Ausrichter der WM, versucht in diesem Jahr, beim gemeinsamen Fußballgucken mitzureden.

Flachbildschirme an jeder Ecke, Großleinwände in Biergärten, Kommentatorenstimmen in Stereo von allen Straßenecken, die schließlich vom kollektiven Jubel verschluckt werden. Die Vorfreude auf die Fußball-WM im Sommer in Südafrika geht bei vielen Berlinern mit der Vorfreude auf Public Viewing einher. Doch der Fußball-Weltverband Fifa, Ausrichter der WM, versucht in diesem Jahr, die Möglichkeiten des gemeinsamen Fußballguckens an öffentlichen Orten stärker zu begrenzen.

Johanna Ismayr, Betreiberin des Bundespressestrands in Mitte, hatte versucht, wie zu den vergangenen Turnieren eine kommerzielle Lizenz zur Übertragung zu erhalten, gegen einen Eintritt von sechs Euro. Doch die Fifa, die in diesem Jahr erstmals selbst die Lizenzen vergibt, sagte ihr ab. „Vermutlich, weil wir in unmittelbarer Nähe zur Fanmeile liegen und dort Konkurrenz vermieden werden soll“, sagt Johanna Ismayr. Die Fifa richtet gemeinsam mit drei vom Senat beauftragten privaten Agenturen das offizielle Fanfest auf der Straße des 17. Juni aus. Während der WM 2006 hatten dort an manchen Tagen knapp eine Million Menschen gefeiert.

Unklar ist, ob der Weltverband versucht, kommerzielles Public Viewing in Berlin gänzlich zu unterbinden. In einem Schreiben an Johanna Ismayr, das dem Tagesspiegel vorliegt, begründet die Fifa die Lizenz-Verweigerung damit, „dass in Berlin bereits ein Fifa-Fan-Fest stattfindet, weshalb keine Public-Viewing-Lizenzen ausgestellt werden“. Eine Stellungnahme war gestern nicht zu bekommen.

Die Modemesse Bread & Butter, die zeitgleich mit der WM stattfindet, hatte ihre Pläne für ein Public Viewing abgesagt. Nach Aussage von Geschäftsführer Karl- Heinz Müller geschah dies aufgrund einer Intervention der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die auf das Fanfest verwies. Diese bestreitet das. „Wir können weitere Public Viewings gut gebrauchen und werden diese nicht verhindern“, sagt Staatssekretär Thomas Härtel.

Im Sony Center am Potsdamer Platz wird es ebenfalls kein Public Viewing geben. Zu den Gründen wollte sich dort niemand äußern, allerdings hatte es dort bereits zur EM 2008 keine Aktion mehr gegeben. Hingegen würde die Anschutz- Gruppe, Betreiberin der O2-World, die Halle gern für einzelne WM-Spiele öffnen, hat aber bislang noch keine Lizenz. Andere Großveranstalter wollten sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zum Stand der Dinge äußern.

Fehlende WM-Stimmung in der Stadt ist dennoch nicht zu befürchten. Denn Übertragungen sind dann gestattet, wenn kein Eintritt verlangt wird. Mit wenigen Klicks können Bars und Kneipen auf der Fifa-Homepage eine nicht-kommerzielle Lizenz beantragen – was nach Aussage mehrerer Veranstalter problemlos funktioniert hat.

Diese Lizenz ist laut Rechtsanwalt Fabian Reinholz allerdings gar nicht nötig. „Nach deutschem Urheberrecht hat die Fifa keine Berechtigung, eine Lizenz für Veranstaltungen zu erteilen, die ohne Eintritt stattfinden“, sagt der Rechtsanwalt von Johanna Ismayr. Die hatte als zweiten Schritt versucht, eine solche nicht- kommerzielle Lizenz zu bekommen – und wartet seit vier Wochen. „Wir übertragen auf jeden Fall“, sagt sie und riskiert eine Klage von der Fifa. Ob andere Veranstalter dies mittragen würden, ist allerdings fraglich. Anke Myrrhe

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