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Berlin: Quartiere retten wie Obama

Stiftungen gründen ein Fördernetzwerk

Von dieser Stimmung können Politiker nur träumen: Im großen Saal des Ernst-Reuter-Hauses in Wedding waren am Dienstagabend alle Plätze besetzt, das Publikum euphorisch und applaudierfreudig – auch, als sich vorne auf der Bühne bereits der vierzehnte Redner vorstellte.

So geht es eigentlich auf allen Veranstaltungen zu, die sich mit dem Community Organizing (CO) beschäftigen. Also mit der aus den USA stammenden Antwort auf die Frage, wie sich Gemeinschaften organisieren lassen, damit sie gut zusammenarbeiten. Um gemeinsam Schwierigkeiten beseitigen zu können, die es zum Beispiel in ihren Kiezen gibt: den unsicheren Park, die gefährliche Straße oder unfreundliche Sicherheitskräfte. Zur Problemlösung gehört, dass sich ganz unterschiedliche Vereine, weltliche und religiöse, mit Mitgliedern aus vielen verschiedenen Nationen zu einem Bündnis zusammenschließen: einer sogenannten Bürgerplattform.

Der bekannteste ehemalige Community-Organizer heißt übrigens Barack Obama. Philip D. Murphy, Botschafter der USA in Deutschland, zitierte in einer von vielen kurzen Reden Obamas Feststellung, das CO führe „die Schönheit und Stärke der ganz normalen Menschen“ vor Augen. Auch Leo Penta hat lange in den USA Communities organisiert und die Idee schließlich nach Deutschland gebracht. Mit dem von ihm gegründeten Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) unterstützt er die Bürgerplattformen, etwa durch Schulungen, in denen die Mitglieder lernen, mit Politikern auf Augenhöhe zu sprechen. Zwei Plattformen sind in Berlin angesiedelt, in Schöneweide sowie in Wedding und Moabit. Die dritte Plattform ist in Hamburg, weitere sollen folgen: unter anderem in Dortmund – und in Neukölln.

Um das DICO zu stärken, haben sich am Dienstag drei Stiftungen zu einem Fördernetzwerk zusammengeschlossen. Und auf der Bühne einen Vertrag unterschrieben, der so groß war wie die Schecks, die Gewinnern manchmal in Fernsehsendungen übergeben werden. Die Körber-Stiftung, die BMW-Stiftung Herbert Quandt und der Zukunftsfonds des Versicherers Generali finanzieren fünf Jahre lang zwei halbe Stellen beim DICO. „Außerdem legt das Fördernetzwerk auch seine Kontakte ins Boot“, sagte Susanne Sander, die stellvertretende Leiterin des DICO. Und vielleicht werden deutsche Bürgerplattformen dann ja irgendwann so einflussreich wie ihre britische Schwester Citizens UK: 3000 ihrer Mitglieder haben sich im Frühjahr vor den britischen Unterhauswahlen mit den Spitzenkandidaten getroffen. rni

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