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Berlin: Quartiersbetreuung durch Arbeitslose vor dem Aus

Berlin. Sind soziale Projekte, die das Wohnen in sozialen Brennpunkten betreffen, eine dauerhaft zu leistende Unterstützung?

Berlin. Sind soziale Projekte, die das Wohnen in sozialen Brennpunkten betreffen, eine dauerhaft zu leistende Unterstützung? Oder sind sie nur dann erfolgreich zu nennen, wenn sie sich irgendwann selber überflüssig gemacht haben? Zwei Positionen prallten aufeinander bei einem hochkarätig besetzten Fachgespräch, zu dem Jugendwohnen im Kiez e.V. am Montagnachmittag eingeladen hatte. Der Verein bangt um etwa 125 Arbeitsplätze in zwei Projekten, die von Wohnungswirtschaft, Arbeitsämtern, Land und Bezirken finanziert werden.

Die Grundidee ist bestechend einfach: Arbeitslose, die in sozialen Brennpunkten wohnen, sollen eben dort Arbeit finden. Erstens bekommen Leute Arbeit, zweitens wird die Wohnqualität an sozialen Brennpunkten - etwa am Kreuzberger Wassertorplatz - verbessert. Doch bei neun der 15 Projektstandorte fällt demnächst die Entscheidung über die Anschlussfinanzierung – und es sieht nicht gut aus.

Das größte Projekt heißt „Big Steps“. Es bietet jungen Arbeitslosen zwischen 18 und 25 Jahren ein Jahr lang eine Beschäftigung in ihrem Wohngebiet. Sie reinigen das Umfeld, bieten Mitbewohnern Beratung und Hilfe und unterstützen Nachbarschaftsinitiativen. In den acht Servicestationen sind jeweils etwa 4 Betreuer und 11 bis 15 junge Arbeitslose beschäftigt. Von 1999 bis 2001nahmen 148 junge Arbeitslose an „Big Steps“ teil. Vier Monate nach der Teilnahme am Projekt hatten 36 von ihnen einen Arbeitsplatz im 1. Arbeitsmarkt, 29 eine Ausbildungsstelle, sechs holten ihren Schulabschluss nach. Fast die Hälfte fand eine sinnvolle Beschäftigung.

Der Löwenanteil der laufenden Kosten verschlingen Personal und Regie, die pro Jahr insgesamt etwa 2 600 000 Euro betragen. Hiervon übernehmen die Wohnungsbaugesellschaften 8 Prozent und die einzelnen Arbeitsämter 92 Prozent – noch. „Jetzt zahlen die Arbeitsämter im Rahmen des Jugendsofortprogrammes, und wir versuchen, Geld der Bezirke per ,Hilfe zur Arbeit’ zu bekommen, aber da der Landeshaushalt noch nicht steht, ist es unklar, ob und wann da eine Entscheidung getroffen wird“, klagt Gunter Fleischmann, Geschäftsführer von Jugendwohnen im Kiez e.V.

Fleischmann hat es im Augenblick nicht leicht. Am Montag musste er sich sogar die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt das Recht hat, um die Weiterfinanzierung seiner Projekte zu bangen. Ingeborg Junge-Reyer, Staatssekretärin für Bauen und Wohnen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ist nämlich der Ansicht, dass sich solche Projekte selbst überflüssig machen müssten. Ulrike Heitmüller

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