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Sind Schwule etwa besonders designaffin? Da guckt nicht nur Karl Lagerfeld kritisch.

© obs/dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH/Jens Kalaene

Queer weiß das (8): Haben Schwule ein besonderes Gespür fürs Schöne?

Die Kolumne im Queerspiegel: Heteros fragen, Homos antworten. Stimmt der Eindruck, dass sehr viele Schwule ein besonderes Gespür für Mode und gutes Leben haben?

Was ich mich schon häufig gefragt habe: Warum scheint es so, dass seeehr viele Schwule so ein besonderes Gespür für Ästhetik, Mode und gutes Leben haben? Oder ist das gar ein Fakt? Eike, Lippstadt

Ihre Frage würde ich seeehr gern noch erweitern: Warum sind seeehr viele Schwule so sensibel, warum stehen sie auf bunte Klamotten, warum färben sie sich – soweit möglich – blonde Strähnchen, schwingen die Hüften wie Shakira, und warum heißen seeehr viele von ihnen Detleeef? Nach Lesben haben Sie sich zwar nicht erkundigt, aber vermutlich fragen Sie sich insgeheim auch, warum seeehr viele homosexuelle Frauen so männlich wirken, Holzfällerhemden tragen und sich nicht die Achseln rasieren.

Alles Klischee?

Die Aufzählung klingt schräg? Kein Wunder. Denn so sind die gängigsten Klischees über Homosexuelle: schräg. Aber wie das so ist mit einem Klischee: Hat es sich erst einmal im Kopf festgesetzt, dann findet sich auch die Bestätigung dafür. Sicherlich haben Sie einen Schwulen in Ihrem Bekanntenkreis, der im Designerloft hockt und sich schon morgens mit Champagner die Zähne putzt. Und bestimmt denken Sie an die Paraden zum Christopher Street Day, auf denen sich mykonos-gebräunte Muskelmänner in Calvin-Klein-Buxen die Kante geben, bevor sie für die nächsten 72 Stunden zum Abfeiern in den Clubs verschwinden. Und Sie, lieber Eike, müssen wieder die Kinder hüten, während die Homos das locker verdiente Geld von den tollen Jobs beim Tagesspiegel oder bei der Lufthansa egoistisch auf den Kopp hauen.

Diskriminierung wirkt nach

Aber Sie kennen eben nicht alle Schwulen. Uns gibt es nämlich nicht nur in der Ausführung reich und erfolgreich, sondern auch in der Variante arm und gescheitert (soll ja bei Heteros ganz ähnlich sein). Die Version prekärer Homo ist gar nicht mal so selten, auch weil das Leben vieler Homosexueller gekennzeichnet war (und ist) von Diskriminierung. Das liegt nicht nur bleischwer auf der Seele, sondern ist auch eine Last beim persönlichen Fortkommen. Schwule, so hat eine US-Ökonomin nach Auswertung von 30 Studien herausgefunden, verdienen beispielsweise durchschnittlich elf Prozent weniger als Hetero-Männer.

Aber Ernst beiseite. Melden Sie sich doch mal beim schwulen Dating-Portal Gayromeo an. Dort gibt es ein Forum mit dem ironisch gemeinten Namen „Schwule Wohnkultur“. User laden hier Fotos hoch, die ihnen beim Surfen über die Profile anderer Nutzer aufgefallen sind – wegen der Hässlichkeit der Interieurs. Die Aufnahmen zeigen Männer in ihrem häuslichen Umfeld, bei dem jeder Innenarchitekt (die sind ja auch meistens schwul – kleiner Scherz) tot vom Designerschrank fallen würde.

Folge 7: Haben Homosexuelle Angst vorm Alter?

Folge 6: Verachten Schwule Frauen?

Folge 5: Freuen sich Homos, wenn Heteros auf ihre Partys gehen?

Folge 4: Wie weise ich als Hetero schwule Flirts zurück?

Folge 3: Spielt ihr unsere Rollen?

Folge 2: Wer von beiden wird schwanger?

Folge1: Wärt ihr lieber Hetero?

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Schreiben Sie uns eine E-Mail an queer@tagesspiegel.de!

Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin.

Mehr LGBTI-Themen finden Sie auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder mailen Sie uns an obenstehende Adresse.

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