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Berlin: Radeln zum Nulltarif

Ein Jungunternehmer macht Bahn & Co. Konkurrenz: mit bald 500 kostenlosen Leihfahrrädern

„Wo ist der Haken?“, war die häufigste Frage der vergangenen Tage, erzählt Timm Ribitzki. So ist das, wenn man etwas gratis anbietet, für das andere Geld verlangen. Ribitzki verleiht Fahrräder, zunächst 400 Stück, zum Nulltarif. „Bike4free“, heißt sein Unternehmen, das er gegründet hat, „weil ich was anderes machen wollte, bevor ich 35 bin“. Er ist jetzt 34, hat Betriebswirtschaft studiert – und in Kopenhagen die Geschäftsidee entdeckt, die ihm jetzt einen Platz in der Sonne hinter dem Holocaust-Mahnmal sichert. Hier sitzt er und schaut über die lange Reihe der weißen Fahrräder, auf denen Werbung für den Telefonanbieter Debitel prangt. Das unterscheidet Ribitzki von der Konkurrenz: Bei ihm zahlt nicht der Kunde, sondern der Sponsor für die Räder. Wer eins leihen will, zeigt seinen Ausweis, füllt einen Zettel aus, steckt den Code fürs Zahlenschloss ein und radelt davon. Entweder den ganzen Tag lang – geöffnet ist von 10 bis 20 Uhr – oder nur bis zur nächsten Ecke.

Geliehen werden können die Räder an drei Standorten: am Holocaust-Mahnmal, beim Hauptbahnhof am Bundespressestrand sowie neben dem Bundesrat in der Leipziger Straße. Da müssen sie auch wieder abgegeben werden – und zwar am selben Tag. Wer nach 24 Stunden nicht aufgetaucht ist, wird bei der Polizei zur Fahndung ausgeschrieben. Das Unternehmen funktioniert mit fünf Aushilfen und zwei fest Angestellten: Ribitzkis Freundin und einem Kumpel, der Kfz-Mechaniker ist.

Viel ist nicht dran an den Rädern: keine Schaltung, keine Federung. Und schwer sind sie. Alles Absicht, sagt Ribitzki: Niemand soll sie in der Bahn mitnehmen oder über alle Berge radeln. Der Sponsor zahlt vier bis acht Euro pro Tag und Rad. Damit müsste er auch über den Winter kommen, sagt Ribitzki. Bis zur WM will er auf 500 Räder aufstocken – und 2007 in andere Städte expandieren.

Die Bahn, die als bisheriger Platzhirsch ihre rund 1600 – komfortableren – Räder für bis zu 15 Euro pro Tag vermietet, hat ebenso schon vorbeigeschaut wie alle anderen Konkurrenten. Abwarten und rollen lassen, lautet ihre Devise. So macht es Ribitzki auch. s

Weiteres im Internet:

www.bike4free.de

Stefan Jacob

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