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Berlin: Rang und Namen

Bulette, Horas, Mpenzi: Nur große Tiere im Zoo heißen irgendwie. Wie ungerecht!

Über einige Namen kann man sich nur wundern, bei anderen ist ihre Ableitung völlig klar: Nach wem der am Gründonnerstag im Berliner Zoo einem Herzinfarkt erlegene Gorilla „Derrick“ benannt wurde, steht wohl außer Frage. Aber wer entscheidet eigentlich, wie und nach wem die Tiere in Zoos und Tierparks benannt werden? Wie kommt es zu recht absonderlichen Namen wie „Klops“ oder zungenbrecherischen wie „Mpenzi“?

Einer, der es wissen muss, ist Heiner Klös, Vorstandsmitglied im Zoo Berlin. Er teilt die Tierbenamung in Phasen ein: Zu Mauerzeiten war die betont berlinisch. Die Namen wurden meist durch einen Zeitungsaufruf und stets mit großer Anteilnahme gesucht. Die Berliner liebten es, sich bei Flusspferden wie „Klops“, „Jette“, „Nante“ und „Bulette“ sozusagen auch im Zoo wiederzufinden.

Eine andere Phase brachten die wissenschaftlichen Kuratoren der zwei Berliner Tiergärten ins Rollen. In den Heimatländern der jeweiligen Tiere sollte nach einem passenden Namen gesucht werden – „Mzima“ heißt da ein afrikanisches Nashorn im Zoo. Auch „Ine“ und „Tano“ gibt es – das ist Kisuaheli und heißt auf Deutsch schlicht, dass es sich um die Nashörner Nummer vier und fünf handelt. Auch der Name des jüngsten Elefantennachwuchses im Tierpark Friedrichsfelde wurde in dessen eigentlicher Heimat gefunden – „Horas“ heißt auf Sumatra „Willkommen“.

Wieder eine andere Phase ist der Einfallsreichtum der Pfleger oder anderer Zooangehöriger. So heißt im Tierpark der im Mai ein Jahr alte Malayenbär „Frodo“ nach dem „Herrn der Ringe“. Und im Zoo heißt ein Panzernashorn „Heiner“ – das verdankt Zoo-Mann Heiner Klös nicht einem kecken Pfleger, sondern seinem Vater. Der damalige Zoo-Direktor Heinz-Georg Klös und bekennender Nashorn-Fan gab dem Tier den Namen seines Sohnes, weil beide am 18. Februar Geburtstag haben. Dass es im Tierpark seit diesem 4. Februar ein Trampeltier „Joachim“ gibt, hat auch einen besonderen Grund. Der verdienstvolle langjährige Tierpark-Mitarbeiter Joachim Kormann wurde an diesem Tag 65 Jahre alt.

Bei den Wisenten ist es oft knifflig, einen Namen zu finden. Das Zuchtbuch schreibt vor, dass der jeweilige Anfangsbuchstabe den Herkunftszoo des Tieres verraten muss. So „Tibuti“ aus dem Tierpark oder „Berta“ aus dem Zoo Berlin.

Eine traurige Wahrheit soll aber auch verraten werden – wie im richtigen Leben geht es auch in Zoo und Tierpark nicht gerecht zu. Namen bekommen nur die großen Tiere: Gorillas, Giraffen, Elefanten, die sozusagen als tierische Promis etwas hermachen. „Bei 13 000 Zoo- Bewohnern könnten wir gar nicht alle benennen“, sagt Klös. Die Robben können die Schnauze hoch tragen – sie führen im Becken etwas vor und gelten deshalb als namenswürdig. Zu denen, die sich namenslos durch den Zoo-Alltag schlagen müssen, gehören die Pinguine.

Nur ein Pate kann daran etwas ändern – die dürfen sich für ihr Patentier einen Namen wünschen. So wie die Berliner Wasser Holding und der hiesige Schuhpflegemittel-Hersteller von Colonil für „ihre“ Zoo-Flusspferde „Nino“ und Nicole“. Das jüngste Zwergflusspferd pflügt noch unbenamt durchs Wasser. Einen Paten hat es zwar schon, der will aber noch namenlos bleiben – so haben die beiden etwas gemeinsam.

Heidemarie Mazuhn

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