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Berlin: Ratlose Retter

Die Schau über den Landwehrkanal kommt bei vielen Besuchern schlecht weg

Das Interesse ist groß – doch auch die Enttäuschung. „Ich versteh’ nur die Hälfte“, stöhnten gestern etliche Besucher der seit Montag im Bezirksamt Kreuzberg gezeigten Ausstellung zur Zukunft des Landwehrkanals. In elf Varianten wird auf Schautafeln dargestellt, wie sich die marode Uferbefestigung mit verschiedenen Techniken sanieren lässt.

Mit der Schau will das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSA), wie berichtet, die Bürger an dem Vorhaben beteiligen. Es zieht damit die Lehren aus dem Streit um die ersten 38 Uferbäume, die im Zuge der Sanierung schon im Sommer gefällt wurden. Doch „auf dem neuen gemeinsamen Weg“, so die WSA-Devise, fühlen sich etliche Bürger offenbar noch immer nicht ernst genommen.

Abstrakte Ingenieurzeichnungen und Fachausdrücke erzeugen eher Unmut als Kooperationswillen. „Am besten den Landwehrkanal zuschütten“, hat ein Besucher zynisch auf eine große Pinnwand geschrieben, die für Kommentare reserviert ist. Ein anderer wünscht sich „Gondeln wie in Venedig“, falls der Kanal entsprechend der Sanierungsvariante Nummer 6 für Ausflugsschiffe fast unpassierbar werden sollte. Steinblöcke vor der schon vorhandenen Uferwand würden die Breite der Wasserstraße stark verringern.

Die Ausstellung ist der erste Schritt eines „Mediationsverfahrens“, bei dem man die Vertreter von vier Gruppen zusamenbringen will, deren Interessen sich teilweise widersprechen. Wie kann man das herkömmliche Uferbild, die Bäume und die Ausflugsschifffahrt erhalten – das alles mit geringen Sanierungskosten? Ein Ingenieurbüro erabeitete dafür die elf Planungsvarianten, und zwei Mediatoren bieten sich mit ihrer Kontaktadresse im Rahmen der Schau als Ansprechpartner an.

Doch etliche Fragen bleiben auf den Tafeln unbeantwortet. „Warum hat man die umstrittenen Uferbäume auf den Kanalquerschnitten nicht symbolisch dargestellt?“ fragt Reinhold Gutsche. „Dann könnte man sich besser vorstellen, inwieweit das Grün bei den verschiedenen Maßnahmen gefährdet wird.“ Immerhin wollte das WSA ursprünglich 200 Bäume fällen. Das trieb den Vermessungsingenieur Gutsche in die Reihen der Protestler – und gestern versuchte er nun die elf Varianten und Fremdwörter wie „Kolksicherung“ oder „Medientrassen“ zu begreifen. Die Varianten reichen von Steinaufschüttungen oder neuen Spundwänden vor der brüchigen Ufermauer bis zu aufwändigeren Projekten, bei denen eine neue Spundwand die alten Befestigungen ersetzt. „Das wäre für die Schifffahrt, die Bäume und das Uferbild die beste Lösung“, heißt es mehrfach auf der Pinnwand. Aber es wäre laut WSA auch eine der teuersten.

Die elf Varianten stehen im Internet unter: www.wsa-b.de. Die Mediatoren sind Beate Voskamp, Tel.: 712025-66 und Stefan Kassen, Tel.: 0441-2172733. Infos auch unter www.landwehrkanal-berlin.de.

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